Themen in diesem Artikel:
- Was sind Negativzinsen?: Erfahre, was Negativzinsen sind, warum du als Sparer:in plötzlich für Guthaben zahlen musst und welche Rolle Freibeträge auf Spar- und Tagesgeldkonten dabei spielen.
- Ursachen von Negativzinsen: Verstehe, wie die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, insbesondere Hauptrefinanzierungs- und Einlagenzins, zu Negativzinsen geführt hat und warum Banken diese an ihre Kundschaft weitergegeben haben.
- Negativzinsen vermeiden: Lerne, wie du Freibeträge optimal nutzt, Guthaben auf Konten und Banken verteilst und mit einem Wertpapierdepot samt ETFs und Fonds Strafzinsen umgehen kannst.
- Negativzinsen bei Krediten: Erfahre, warum niedrige und negative Zinsen für Kreditnehmer:innen vorteilhaft sind, wie sie zu historisch günstigen Baufinanzierungen führten und welche Chancen sich für Umschuldungen boten.
- Entwicklung seit Juli 2022: Verfolge, wie die EZB mit der Zinswende die Negativzinsphase beendet hat, welche Auswirkungen das auf Einlagen- und Guthabenzinsen hatte und warum Sparer:innen wieder positivere Perspektiven haben.
- Häufige Fragen zu Negativzinsen: Finde kompakte Antworten dazu, wann Negativzinsen anfallen, wie du sie legal vermeidest, warum sie eingeführt wurden, welche Begriffe synonym verwendet werden und ob Kreditnehmer:innen davon profitieren.

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Negativzinsen: Eine europäische Angelegenheit
Negativzinsen bedeuten, dass du als Sparer:in Geld dafür bezahlst, dein Vermögen bei einer Bank anzulegen – eine Umkehrung des klassischen Sparprinzips. Diese Strafzinsen fallen vor allem bei Guthaben auf Spar- oder Tagesgeldkonten an, meist erst ab Freibeträgen von 50.000 oder 100.000 Euro. Die Ursache liegt in der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, die den Einlagenzins jahrelang im negativen Bereich hielt. Seit Juli 2022 hat sich die Situation jedoch grundlegend geändert: Die EZB hob die Leitzinsen an, woraufhin die meisten deutschen Banken ihre Negativzinsen abschafften.
Was sind Negativzinsen?
Beim klassischen Sparen profitierst du von Zinsen, denn du erhältst Sparzinsen im Gegenzug dafür, dass du dein Geld bei einer Bank oder Sparkasse anlegst. Selbst niedrige Zinsen lassen dein Kapital wachsen, solange die Inflationsrate darunter liegt. Befindet sich der Zinssatz allerdings im negativen Bereich, dreht sich das Prinzip um: Dann zahlst du dem Kreditinstitut Zinsen dafür, dass du dein Geld dort anlegst.
Diese Negativzinsen, die auch als Strafzinsen oder Verwahrgeld bezeichnet werden, fallen vor allem bei Geldbeständen auf sogenannten Sichteinlagen an. Dazu gehören Gelder auf Spar- oder Tagesgeldkonten. Die meisten Banken gewähren allerdings einen Freibetrag in Höhe von 50.000 oder 100.000 Euro, bis zu dessen Erreichen keine Negativzinsen fällig werden.
📌 Gut zu wissen
Nur auf das Geld, das den Freibetrag übersteigt, werden Zinsen verlangt. Das bedeutet für dich: Solange dein Guthaben unterhalb dieser Grenze bleibt, musst du keine Strafzinsen befürchten. Die Freibeträge variieren je nach Bank und können sich auf einzelne Konten oder pro Person beziehen.
Negativzinsen und ihre Ursachen
Die Banken orientieren sich bei ihrer Zinspolitik an der Europäischen Zentralbank, kurz EZB, die den Leitzins vorgibt. Sehr lange befand sich dieser Leitzins im positiven Bereich: 2008 lag er beispielsweise bei 3,0 Prozent. Nach der Finanzkrise schwankte er von 2009 bis 2012 zwischen 0,25 und 0,5 Prozent und fiel 2013 auf null. Mit dieser Zinspolitik sollte mehr Geld in Umlauf gebracht werden, um die Wirtschaftslage zu verbessern.
Der wichtigste Leitzins, der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz, lag zwischen März 2016 und Juli 2022 bei null Prozent. Der sogenannte Einlagenzins, einer der drei Leitzinsen, auf die die EZB Einfluss nehmen kann, lag seit November 2019 bei -0,5 Prozent. Dieser Einlagenzins ist der Zinssatz, den Banken für die überschüssigen Gelder erhalten, die sie bei der Zentralbank parken.
Banken mussten also selbst Negativzinsen zahlen. Diese gaben sie an ihre Kundschaft weiter, um selbst ihre eigenen Geschäfte weiter ausüben zu können. Der Einlagenzins bestimmt maßgeblich die Zinssätze für Sparanlagen von Verbraucher:innen. Die Weitergabe der Negativzinsen war für viele Kreditinstitute eine wirtschaftliche Notwendigkeit, um ihre Geschäftsmodelle aufrechtzuerhalten.
So kannst du Negativzinsen vermeiden
Da Negativzinsen von Banken und Sparkassen üblicherweise erst ab einem Freibetrag von 50.000 oder 100.000 Euro erhoben werden, hast du einen gewissen Spielraum, die Strafzinszahlung zu umgehen. Welcher Freibetrag für dich gilt, kannst du bei deiner Bank erfragen. In diesem Zuge solltest du auch herausfinden, ob sich der Freibetrag auf das einzelne Konto bezieht oder pro Person gilt.
💡 Tipp
Schichte dein Geld in ein Wertpapierdepot um und investiere dein Vermögen beispielsweise in ETFs oder andere Fonds. Diese Anlagestrategie bietet dir nicht nur Schutz vor Strafzinsen, sondern auch Chancen auf Rendite durch Wertsteigerungen deiner Investments. Achte dabei auf eine breite Streuung deiner Anlagen für optimale Risikoverteilung.
Bezieht sich der Freibetrag nur auf das Konto, kannst du ein zusätzliches Konto eröffnen und dein Geld so verteilen, dass die Summen pro Konto den Freibetrag nicht überschreiten. Beachte aber, dass die Kontoführungsgebühren in der Regel in den vergangenen Jahren ebenfalls gestiegen sind. Sind die anfallenden Gebühren niedriger als die Negativzinsen, die du zahlen müsstest, kann diese Option für dich lohnend sein. Eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Rechnung hilft dir dabei, die beste Entscheidung zu treffen.
Negativzinsen bei Krediten
Während Niedrig- und Negativzinsen beim Sparen nicht profitabel sind, ist die Situation für Kreditnehmer:innen umso günstiger. Die auf Kredite zu zahlenden Zinsen sind ebenfalls äußerst niedrig, sodass es sich lohnen kann, einen neuen Kredit aufzunehmen oder zum Beispiel einen bereits länger laufenden Baukredit umzuschulden. Diese Niedrigzinsphase bot Verbraucher:innen historisch günstige Konditionen für Immobilienfinanzierungen und andere größere Anschaffungen.
📌 Gut zu wissen
Die günstigen Kreditkonditionen während der Negativzinsphase führten zu einem Boom am Immobilienmarkt. Viele Kreditnehmer:innen konnten von historisch niedrigen Bauzinsen profitieren und langfristige Finanzierungen zu außergewöhnlich guten Konditionen abschließen.
Entwicklung seit Juli 2022
Am 21. Juli 2022 verkündete EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einer Pressekonferenz das Ende der Negativzinsen: Nachdem der wichtigste Leitzins, der sogenannte Hauptrefinanzierungssatz, sechs Jahre lang bei null Prozent lag, hob die EZB ihn auf 0,5 Prozent an, im September 2022 dann auf 1,25 Prozent und im Oktober auf 2,0 Prozent.
Seit Juli haben viele deutsche Banken die Negativzinsen ganz oder zumindest zum Teil abgeschafft. Manche hoben ihre Freibetragsgrenze an. Durch den erhöhten Einlagenzins sind nun höhere Guthabenzinsen möglich. Diese Zinswende markiert einen fundamentalen Wandel in der europäischen Geldpolitik und bringt für Sparer:innen wieder positive Aussichten. Die schrittweise Anhebung der Leitzinsen zeigt, dass die EZB auf veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen reagiert und die Phase der Negativzinsen beendet hat.
💡 Tipp
Prüfe regelmäßig die Konditionen deiner Bank und vergleiche verschiedene Anbieter. Seit der Zinswende bieten viele Institute wieder attraktive Guthabenzinsen an. Ein Wechsel zu einer Bank mit besseren Konditionen kann sich lohnen, um von den verbesserten Bedingungen zu profitieren. Nutze Online-Vergleichsportale für einen schnellen Überblick.
❔ Häufig gestellte Fragen
Wann müssen Negativzinsen gezahlt werden?
Negativzinsen werden fällig, wenn Banken einen negativen Einlagenzins für überschüssiges Geld bei der EZB auf ihre Kund:innen umlegen. Dies geschieht meist erst ab Freibeträgen von 50.000 oder 100.000 Euro auf Spar- und Tagesgeldkonten.
Gibt es aktuell noch Negativzinsen in Deutschland?
Seit Juli 2022 haben die meisten deutschen Banken ihre Negativzinsen abgeschafft oder deutlich reduziert, nachdem die EZB die Leitzinsen angehoben hat. Der Einlagenzins stieg von -0,5 Prozent auf null und weiter ins Positive, wodurch Strafzinsen weitgehend verschwunden sind.
Wie kann ich Negativzinsen legal vermeiden?
Du kannst Negativzinsen vermeiden, indem du die Freibeträge deiner Bank nutzt, dein Geld auf mehrere Konten bei verschiedenen Banken verteilst oder in Wertpapierdepots wie ETFs und Fonds umschichtest. Auch ein Bankwechsel zu einem Institut ohne Negativzinsen ist eine Option.
Was ist der Unterschied zwischen Negativzinsen und Verwahrgeld?
Es gibt keinen Unterschied – Negativzinsen, Verwahrgeld und Strafzinsen sind unterschiedliche Begriffe für dasselbe Phänomen. Alle bezeichnen die Gebühren, die Banken für die Verwahrung von Kundengeldern erheben, wenn der Einlagenzins im negativen Bereich liegt.
Warum hat die EZB überhaupt Negativzinsen eingeführt?
Die EZB führte Negativzinsen als Reaktion auf die Finanzkrise ein, um die Wirtschaft anzukurbeln. Banken sollten motiviert werden, Geld als Kredite zu vergeben statt es bei der Zentralbank zu parken. Dies sollte Investitionen fördern und die Konjunktur stärken.
Sind Negativzinsen für Kreditnehmer von Vorteil?
Ja, während der Negativzinsphase profitierten Kreditnehmer:innen von historisch niedrigen Kreditzinsen. Dies machte Immobilienfinanzierungen, Umschuldungen und andere Kredite besonders günstig. Die niedrigen Zinsen ermöglichten vielen Menschen den Zugang zu günstigen Finanzierungen.







