Themen in diesem Artikel:
- Was sind Flash Crashs: Blitzschnelle Börsencrashs, bei denen Kurse innerhalb von Minuten abstürzen und sich wieder erholen, ohne nachhaltige wirtschaftliche Auswirkungen
- Ursachen von Flash Crashs: Computer-Algorithmen, Hochfrequenzhandel und Kursmanipulationen wie Spoofing lösen die plötzlichen Kursabstürze aus
- Bekannte Flash Crashs: Historische Beispiele wie der Dow-Flash-Crash 2010, NYSE-Ausfall 2015, Ether-Crash 2017 und der „Dicke Finger“-Crash 2022
- Risiken für Anleger:innen: Wie gefährlich Flash Crashs für dein Portfolio sind und welche Schutzmaßnahmen existieren

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Flash Crashs sind blitzschnelle Börsencrashs, bei denen Aktienkurse innerhalb weniger Minuten dramatisch abstürzen und sich dann rasch wieder erholen. Anders als bei großen Börsencrashs gibt es keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft – nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei. Die Hauptursachen liegen in computergestützten Handelssystemen: Algorithmen, Hochfrequenzhandel und manchmal sogar illegale Kursmanipulationen können diese Blitzeinschläge an der Börse auslösen. Für dich als Anleger:in ist es wichtig zu verstehen, wie diese Phänomene entstehen und welche Risiken sie bergen.
Was sind Flash Crashs und wodurch entstehen sie?
Der Begriff Flash Crash stammt aus dem Englischen und beschreibt einen blitzschnellen Absturz von Börsenkursen. Die Besonderheit: Aktienkurse fallen rasant, steigen jedoch nach wenigen Minuten wieder auf ihr ursprüngliches Niveau. Dieses Phänomen unterscheidet sich fundamental von klassischen Börsencrashs, die langfristige wirtschaftliche Folgen haben.
Interessanterweise gibt es auch umgekehrte Flash Crashs, die allerdings seltener auftreten und meist bei Währungswechselkursen zu beobachten sind. Hier kommt es zu einer plötzlichen Kursveränderung nach oben – also einer rasanten Wertsteigerung – der eine schnelle Korrektur nach unten folgt.
📌 Gut zu wissen
Im ersten Moment wirken Flash Crashs rätselhaft, denn rational wirtschaftlich nachvollziehbare Gründe rechtfertigen nicht derart extreme Preisabstürze. Die wahren Auslöser liegen in der modernen Technologie des Börsenhandels – nicht in fundamentalen wirtschaftlichen Veränderungen.
Die Hauptursachen von Flash Crashs
Computer-Algorithmen als Beschleuniger
Der weltweite Börsenhandel stützt sich heute viel stärker als früher auf elektronische Handelscomputer, die Käufe und Verkäufe automatisch auf Grundlage bestimmter Regeln ausführen. Diese Algorithmen können zu unerwünschten Schneeballeffekten führen. Wenn beispielsweise ein bestimmtes Wertpapier im Kurs fällt, beginnen dadurch getriggerte Algorithmen von Handelscomputern, dieses Wertpapier in Masse zu verkaufen. Der Kurs stürzt dadurch immer weiter und schneller ab, ohne dass menschliche Händler:innen rechtzeitig eingreifen können.
Hochfrequenzhandel verstärkt die Dynamik
Händler:innen nutzen die Computerpower, um große Transaktionsvolumen in Bruchteilen von Sekunden durchzuführen. Ein moderner Handelscomputer benötigt nur eine 64-millionstel Sekunde, um einen Trade durchzuführen. Diese unglaubliche Geschwindigkeit bedeutet aber auch, dass Softwarefehler, unerwünschte Effekte von Algorithmen oder Manipulationen in kurzen Zeitspannen großen Schaden anrichten können, bevor Menschen korrigierend eingreifen.
Kursmanipulationen durch Spoofing
Beim inzwischen illegalen Spoofing – Englisch für vortäuschen, verschleiern – konnten Händler:innen dank Algorithmen und Hochfrequenzhandel Börsenkurse zum eigenen Vorteil manipulieren. Die Methode: Sie platzierten eine hohe Order, zogen diese aber automatisch und blitzschnell zurück. Einen so manipulierten Wert konnten diese Spoofer dann zu deren Gunsten verkaufen oder kaufen, bevor die Kurskorrektur einsetzte.
💡 Tipp
Prüfe bei deinem Broker, ob automatische Schutzmechanismen wie Volatilitätsunterbrechungen oder Preisbänder aktiviert sind. Diese können deine Orders bei extremen Kursbewegungen schützen und verhindern, dass du während eines Flash Crashs zu schlechten Kursen verkaufst.
Bekannte Flash Crashs der jüngeren Vergangenheit
Große Börsencrashs wie der Schwarze Montag von 1987 oder das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 sind in die Geschichte eingegangen. Flash Crashs hingegen sind schneller vorbei, aber nicht weniger spektakulär.
Dow-Flash-Crash vom 6. Mai 2010
Am 6. Mai 2010 rauschte der Dow Jones innerhalb weniger Minuten um rund neun Prozent beziehungsweise etwa 1.000 Punkte in die Tiefe. Zahlreiche Aktien waren betroffen und verloren zeitweise einen Großteil ihres Werts. Nach ungefähr 20 Minuten setzte die Erholung der Kurse ein, doch der Schock saß tief.
Schätzungen zufolge vernichtete dieser Flash Crash kurzzeitig eine Billion US-Dollar. Erst Jahre später fanden Ermittler:innen heraus, dass ein einzelner Trader aus London diesen Flash Crash mit computergestützter Kursmanipulation durch Spoofing ausgelöst hatte. Dieser Fall zeigt eindrücklich, wie ein einzelner Akteur mit den richtigen technischen Mitteln globale Finanzmärkte erschüttern kann.
NYSE-Flash-Crash am 8. Juli 2015
An der New York Stock Exchange, kurz NYSE, dem weltgrößten Finanzmarkt für Aktien, setzte der Handel am 8. Juli 2015 überraschend für mehr als dreieinhalb Stunden aus und verlagerte sich auf andere Handelsplätze. Das Ergebnis war ein Verlust von rund 40 Prozent des Handelsvolumens.
📌 Gut zu wissen
Die Gründe für den NYSE-Handelsstopp 2015 sind bis heute ungeklärt. Diese Ungewissheit zeigt, wie komplex und anfällig moderne Finanzmärkte sind – selbst die größten Börsen der Welt sind nicht immun gegen technische Störungen oder unerklärliche Ausfälle.
Ether-Flash-Crash am 22. Juni 2017
Die Kurswerte von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum schwanken grundsätzlich mehr als zum Beispiel die von Aktien. Aber der Absturz des Ethereum-Preises von rund 319 US-Dollar auf 10 Cents innerhalb von Sekunden sorgte am 22. Juni 2017 bei Anleger:innen für Schock und Entsetzen.
Offenbar hatte ein Ethereum-Verkauf in Millionenhöhe einen ersten Kursfall ausgelöst, der dann durch automatisierte Verkäufe anderer Trader verstärkt wurde. Nur wenig später ging der Kurs wieder nach oben. Ein illegales Geschehen lag hier Fachleuten zufolge offenbar nicht vor. Das zeigt, dass spontane Flash Crashs an Finanzmärkten nicht komplett auszuschließen sind, selbst ohne kriminelle Absichten.
„Dicke Finger“-Flash-Crash am europäischen Aktienmarkt am 2. Mai 2022
An einem Montag im Mai 2022 brach der Leitindex an der Stockholmer Börse kurzzeitig um acht Prozent ein und der Euro Stoxx 50 sank um drei Prozent. Kurzzeitig lösten sich rund 300 Milliarden Euro Marktkapital in Luft auf, bevor wenige Minuten später eine Erholung einsetzte.
Die Verantwortung für diesen Flash Crash übernahm die US-Bank Citigroup. Einer ihrer Trader habe beim Eintippen einer Transaktion einen Fehler gemacht, lautete die Begründung – deswegen der Name Fat Finger für den Flash Crash. Dieser Fall zeigt, dass trotz aller Automatisierung menschliche Fehler weiterhin erhebliche Auswirkungen haben können.
Wie gefährlich sind Flash Crashs für Anleger:innen?
Vor allem der erste große Flash Crash im Jahr 2010 hat dazu geführt, dass Finanzmarktplätze einige Schutzmaßnahmen implementiert haben. Diese sollen verhindern, dass automatisierte Handelssysteme unkontrolliert Kurse in den Abgrund reißen. Dennoch bleiben Flash Crashs ein Risiko, das du als Anleger:in kennen solltest.
💡 Tipp
Verzichte bei langfristigen Investments auf zu enge Stop-Loss-Orders. Diese können während eines Flash Crashs zu ungünstigen Kursen ausgelöst werden. Stattdessen solltest du mentale Stops setzen oder Stop-Loss-Orders mit ausreichend Puffer verwenden, um nicht Opfer kurzfristiger Marktverwerfungen zu werden.
Die gute Nachricht: Für langfristig orientierte Anleger:innen sind Flash Crashs in der Regel weniger problematisch, da sich die Kurse schnell wieder erholen. Problematisch wird es vor allem bei automatisierten Stop-Loss-Orders, die während eines Flash Crashs zu ungünstigen Kursen ausgelöst werden können. Auch für Trader:innen, die auf kurzfristige Kursbewegungen setzen, können Flash Crashs erhebliche Verluste bedeuten.
❔ Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen einem Flash Crash und einem normalen Börsencrash?
Ein Flash Crash dauert nur wenige Minuten und die Kurse erholen sich schnell wieder auf ihr ursprüngliches Niveau, ohne nachhaltige wirtschaftliche Auswirkungen. Ein normaler Börsencrash hingegen kann Wochen oder Monate andauern und hat langfristige Folgen für die Weltwirtschaft.
Kann ein einzelner Trader wirklich einen Flash Crash auslösen?
Ja, wie der Dow-Flash-Crash 2010 zeigte, kann ein einzelner Trader mit computergestützter Kursmanipulation einen Flash Crash auslösen. Durch Spoofing und den Einsatz von Algorithmen können einzelne Akteure Kettenreaktionen in Gang setzen, die zu massiven Kurseinbrüchen führen.
Welche Schutzmaßnahmen gibt es gegen Flash Crashs?
Börsen haben verschiedene Schutzmaßnahmen implementiert, darunter Volatilitätsunterbrechungen (Trading Halts), Preisbänder und Circuit Breaker. Diese pausieren den Handel automatisch bei extremen Kursbewegungen. Zusätzlich wurde Spoofing verboten und die Überwachung des Hochfrequenzhandels verstärkt.
Sollte ich während eines Flash Crashs kaufen oder verkaufen?
Während eines Flash Crashs solltest du nicht panisch verkaufen, da sich die Kurse meist innerhalb von Minuten erholen. Erfahrene Trader sehen Flash Crashs manchmal als Kaufgelegenheit, jedoch ist das Timing extrem schwierig. Am besten ist es, Ruhe zu bewahren und keine überstürzten Entscheidungen zu treffen.
Wie kann ich mich als Privatanleger:in vor Flash Crashs schützen?
Verwende Stop-Loss-Orders mit ausreichend Abstand zum aktuellen Kurs, diversifiziere dein Portfolio breit und vermeide den Handel mit Hebelprodukten. Langfristige Buy-and-Hold-Strategien sind weniger anfällig für Flash Crashs als kurzfristiges Trading. Informiere dich auch über die Schutzmechanismen deines Brokers.







