Betriebliche Altersvorsorge kündigen: Rechtslage & Alternativen

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Das wichtigste in Kürze:

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) zu kündigen ist in den meisten Fällen rechtlich nicht möglich – und das aus gutem Grund. Der Staat schützt deine Altersvorsorge durch strenge gesetzliche Vorgaben, die eine vorzeitige Auflösung verhindern. Selbst wenn eine Kündigung theoretisch möglich wäre, würden massive steuerliche Nachzahlungen und der Verlust aller Förderungen drohen. Dieser Ratgeber zeigt dir,…

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Betriebliche Altersvorsorge kündigen: Was du wissen musst

Die betriebliche Altersvorsorge zu kündigen ist in den meisten Fällen nicht möglich – und das hat gute Gründe. Wenn sich deine Lebenssituation verändert und du über eine Kündigung deiner bAV nachdenkst, solltest du die rechtlichen Hintergründe und finanziellen Konsequenzen genau kennen. Dieser Artikel zeigt dir, warum eine Kündigung meist ausgeschlossen ist und welche sinnvollen Alternativen es gibt.

Warum eine Kündigung der betrieblichen Altersvorsorge meist nicht möglich ist

Lebenswege verändern sich und mit ihnen oft auch die finanzielle Planung. Vielleicht hast du jahrelang in deine betriebliche Altersvorsorge eingezahlt und machst dich nun selbstständig. Der Gedanke liegt nahe, die bAV zu kündigen und über das angesparte Guthaben zu verfügen. Doch genau das ist in den meisten Fällen nicht vorgesehen.

Die betriebliche Altersvorsorge unterliegt besonderen rechtlichen Rahmenbedingungen, die eine einfache Kündigung verhindern. Nur in seltenen Ausnahmefällen, die im Ermessen des jeweiligen Trägers liegen, kann eine Auflösung in Betracht kommen. Diese Einschränkung hat einen wichtigen Grund: Der Staat fördert die bAV gezielt mit dem Zweck, Menschen im Alter besser abzusichern. Eine vorzeitige Kündigung würde diesem Förderungszweck widersprechen und ist deshalb über einen langen Zeitraum ausgeschlossen.

Die rechtlichen Hintergründe der Kündigungsbeschränkung

Ein wesentliches Hindernis für eine Kündigung ist die vertragliche Konstellation bei der betrieblichen Altersvorsorge. Als Arbeitnehmer:in bist du nicht selbst Vertragspartner der Versicherung – das ist dein Arbeitgeber. Nur das Unternehmen als Vertragspartner könnte theoretisch eine Direktversicherung zur betrieblichen Altersvorsorge kündigen. Selbst dann wäre aber deine Zustimmung erforderlich, wodurch du vor einer ungewollten Auflösung geschützt bist.

Die verschiedenen Durchführungswege der bAV handhaben das Ende der Einzahlungen unterschiedlich. Bei einer betrieblichen Pensionszusage oder einer unternehmenseigenen Rentenkasse enden die Einzahlungen automatisch, wenn du das Unternehmen verlässt. Bei einer Direktversicherung hingegen bleibt der Vertrag bestehen und eine Kündigung ist grundsätzlich nicht vorgesehen. Die Auszahlung erfolgt erst bei Erreichen des Rentenalters – das ist der Kerngedanke der geförderten Altersvorsorge.

Steuerliche Konsequenzen einer vorzeitigen Auflösung

Der Staat unterstützt die betriebliche Altersvorsorge mit erheblichen steuerlichen Vorteilen, um einen möglichst hohen Anreiz für den Abschluss zu schaffen. Während der Ansparphase zahlst du auf die bAV-Beiträge keine Steuern und Sozialabgaben. Diese Förderung macht die betriebliche Altersvorsorge besonders attraktiv, würde sich aber bei einer vorzeitigen Kündigung ins Gegenteil verkehren.

Die über Jahre gewährten steuerlichen Vergünstigungen müsstest du bei einer Kündigung vollständig nachversteuern. Das Finanzamt und die Sozialversicherungsträger würden sich die eingeräumten Vorteile zurückholen. Diese Nachzahlungen können sich schnell auf mehrere Tausend Euro summieren. Zusätzlich wäre die Sozialabgabepflicht sofort auf die gesamte ausgezahlte Summe fällig. Da der Rückkaufswert einer Versicherung meist deutlich unter den eingezahlten Beiträgen liegt, kann das finanzielle Ergebnis nach Abzug aller Nachzahlungen sogar negativ ausfallen. Du müsstest dann nicht nur auf einen Teil deiner Ersparnisse verzichten, sondern sogar noch Geld dazuzahlen, um den Vertrag aufzulösen.

Die Rolle des Arbeitgebers bei der bAV-Kündigung

Auch dein Arbeitgeber kann die betriebliche Altersvorsorge nicht einfach ohne deine Zustimmung kündigen. Selbst wenn das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerät, bist du als Arbeitnehmer:in geschützt. In solchen Fällen erhältst du in der Regel ein Bezugsrecht, dessen genaue Ausgestaltung im abgeschlossenen Vertrag geregelt ist. Du hast dann die Möglichkeit, die Versicherung privat weiterzuführen und deine Altersvorsorge eigenständig fortzusetzen.

Die betriebliche Altersvorsorge ist somit ein besonders geschütztes Vorsorgeinstrument. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland mehr als 8,6 Millionen Direktversicherungen mit einer Versicherungssumme von rund 261 Milliarden Euro abgeschlossen. Diese beeindruckenden Zahlen zeigen, wie wichtig die bAV für die Alterssicherung der Bevölkerung ist und warum der Gesetzgeber sie so umfassend schützt.

Sinnvolle Alternativen zur Kündigung: Die Beitragsfreistellung

Wenn du deine betriebliche Altersvorsorge hauptsächlich deshalb kündigen möchtest, um monatlich mehr Geld zur Verfügung zu haben, gibt es eine praktikable Alternative: die Beitragsfreistellung. Bei dieser Option ruht der Versicherungsvertrag, ohne dass du ihn auflösen musst. Es werden keine weiteren Einzahlungen mehr geleistet, aber die bereits eingezahlten Beiträge bleiben in voller Höhe erhalten.

Der große Vorteil der Beitragsfreistellung liegt in ihrer Flexibilität. Du kannst sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder rückgängig machen und die Zahlungen wieder aufnehmen, wenn sich deine finanzielle Situation verbessert hat. Natürlich führen die geringeren Einzahlungen zu weniger Erträgen und damit zu einer niedrigeren Rente im Alter. Dennoch ist diese Lösung finanziell deutlich sinnvoller als eine Kündigung mit all ihren negativen Konsequenzen. Dein angespartes Guthaben bleibt bei der Versicherung oder dem Träger der bAV sicher aufgehoben und arbeitet weiter für deine Altersvorsorge.

Häufig gestellte Fragen zur Kündigung der betrieblichen Altersvorsorge

Kann ich meine betriebliche Altersvorsorge als Arbeitnehmer:in selbst kündigen?

Nein, eine eigenständige Kündigung ist nicht möglich, da dein Arbeitgeber der Vertragspartner der Versicherung ist und die bAV gesetzlich bis zum Rentenalter geschützt ist.

Was passiert mit meiner bAV, wenn ich den Job wechsle?

Bei einem Jobwechsel endet die Einzahlung durch den alten Arbeitgeber, aber der Vertrag bleibt bestehen und du kannst ihn zum neuen Arbeitgeber mitnehmen oder privat weiterführen.

Welche finanziellen Nachteile entstehen bei einer vorzeitigen Kündigung?

Du müsstest alle steuerlichen Vorteile nachversteuern, Sozialabgaben auf die Gesamtsumme zahlen und erhältst nur den niedrigen Rückkaufswert, was sogar zu einer Nachzahlung führen kann.

Kann mein Arbeitgeber die betriebliche Altersvorsorge ohne meine Zustimmung kündigen?

Nein, dein Arbeitgeber benötigt deine Zustimmung für eine Kündigung, selbst bei finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens erhältst du ein Bezugsrecht zur privaten Weiterführung.

Was ist eine Beitragsfreistellung und wie funktioniert sie?

Bei der Beitragsfreistellung ruht der Vertrag, es werden keine weiteren Beiträge gezahlt, aber das angesparte Guthaben bleibt erhalten und kann später wieder aktiviert werden.

Gibt es Ausnahmen, bei denen eine Kündigung der bAV möglich ist?

In seltenen Ausnahmefällen kann der Träger der bAV einer Kündigung zustimmen, dies liegt jedoch vollständig in dessen Ermessen und ist nicht der Regelfall.

Wie hoch sind die Nachzahlungen bei einer förderschädlichen Kündigung?

Die Nachzahlungen für Steuern und Sozialabgaben können mehrere Tausend Euro betragen, abhängig von der Höhe der eingezahlten Beiträge und der Laufzeit.

Was bedeutet nachgelagerte Besteuerung bei der betrieblichen Altersvorsorge?

Die Beiträge sind während der Ansparphase steuerfrei, dafür wird die spätere Rente im Alter versteuert, was meist günstiger ist durch die niedrigere Steuerlast im Rentenalter.


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