Autor: O K

  • BU kündigen: Fristen, Ablauf & wichtige Alternativen

    BU kündigen: Fristen, Ablauf & wichtige Alternativen

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Berufsunfähigkeitsversicherung kündigen: So geht’s

    Du möchtest deine Berufsunfähigkeitsversicherung kündigen? Die gute Nachricht: Das ist jederzeit möglich, wenn du die Kündigungsfristen einhältst. Wer sich gegen die finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit absichern will, schließt am besten eine BU ab. Umso wichtiger ist es, die individuell passende Versicherung zu wählen. Hält die Versicherung im Nachhinein nicht, was sie versprochen hat, kannst du deine BU kündigen – etwa dann, wenn sich der Versicherer den Einschluss einer abstrakten Verweisung vorbehält.

    So kündigst du deine Berufsunfähigkeitsversicherung

    Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kannst du auf zwei Wegen beenden: durch ordentliche oder außerordentliche Kündigung. Beide Varianten unterscheiden sich vor allem in den Fristen, die du einhalten musst.

    Bei der ordentlichen Kündigung kündigst du deine BU je nach der im Versicherungsvertrag genannten Kündigungsfrist spätestens einen Monat vor Ende des aktuellen Versicherungsjahres. Laut Versicherungsvertragsgesetz beträgt die Länge der Frist zwischen einem und drei Monaten. Diese Regelung gibt dir Planungssicherheit und ermöglicht einen geordneten Ausstieg aus dem Vertrag.

    Die außerordentliche Kündigung mit Sonderkündigungsfrist bietet dir mehr Flexibilität. Bei dieser Variante musst du die vertraglich geregelte Kündigungsfrist nicht einhalten. Voraussetzung dafür: Dein Versicherer hat die Beiträge deiner BU erhöht, nicht aber den Leistungsumfang. Ist das der Fall, muss deine Kündigung spätestens einen Monat nach der Prämienerhöhung dem Versicherer zugehen. Dieses Sonderkündigungsrecht schützt dich vor einseitigen Vertragsänderungen zu deinem Nachteil.

    💡 Tipp

    Notiere dir das genaue Datum der Beitragserhöhung sofort in deinem Kalender und setze dir eine Erinnerung für 14 Tage später. So hast du genug Zeit für die Kündigung und verpasst die einmonatige Sonderkündigungsfrist nicht. Viele Versicherte verschenken dieses Recht, weil sie die kurze Frist übersehen.

    Kündigen mit Musterschreiben und Einschreiben

    Damit deine Kündigung rechtssicher und fristgerecht beim Versicherer ankommt, solltest du einige formale Anforderungen beachten. Generell gilt, dass deine Kündigung schriftlich und vor Ablauf der Kündigungsfrist bei deinem Versicherer eingehen muss.

    Der erste Schritt: Nutze ein Musterschreiben zur Kündigung deiner BU. Das findest du auf zahlreichen Vergleichsplattformen zu Finanzen und Versicherungen im Netz. Diese Vorlagen enthalten alle notwendigen Angaben und helfen dir, keine wichtigen Informationen zu vergessen.

    Der zweite Schritt: Schick dein ausgefülltes Kündigungsschreiben per Einschreiben an deinen Versicherer. Dieser Versandweg ist nicht nur empfehlenswert, sondern bietet dir rechtliche Sicherheit. Im Jahr 2012 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass ein Einschreiben als Zustellungsnachweis gilt. Dadurch kannst du im Zweifel nachweisen, dass dein Schreiben fristgemäß losgeschickt und zugestellt wurde. Diese Absicherung kann im Streitfall entscheidend sein.

    📌 Gut zu wissen

    Eine E-Mail oder ein Fax reichen für die Kündigung nicht aus, selbst wenn du eine Lesebestätigung erhältst. Laut Versicherungsvertragsgesetz muss die Kündigung in Textform erfolgen – das bedeutet schriftlich mit deiner Unterschrift. Nur so ist die Kündigung rechtswirksam.

    Kurz erklärt: Die Berufsunfähigkeitsversicherung

    Du giltst als berufsunfähig, wenn du mindestens 50 Prozent deiner Arbeit nicht mehr ausüben kannst. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sichert dich gegen die finanziellen Folgen ab und sollte bestimmte Leistungen enthalten, während andere Klauseln unbedingt zu vermeiden sind.

    Diese zwei Leistungen sollte eine BU enthalten: Mit einer Nachversicherungsgarantie sind Anpassungen der Versicherungsleistung bei Lebensereignissen wie Geburt der Kinder oder Heirat ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich. Diese Flexibilität ist wichtig, da sich dein Absicherungsbedarf im Laufe des Lebens verändert. Nur wenn du eine BU mit Arbeitsunfähigkeitsklausel abschließt, hast du mit psychosomatischen Vorerkrankungen wie Burnout oder Depressionen später auch Anspruch auf eine BU-Rente. Gerade in der heutigen Arbeitswelt sind psychische Erkrankungen eine der Hauptursachen für Berufsunfähigkeit.

    Nicht enthalten sollte eine BU hingegen: Eine abstrakte Verweisungspflicht ist eine der problematischsten Klauseln. Mit dieser Klausel könnte der Versicherer dich im Falle einer Erkrankung oder eines Unfalls auf einen anderen als den von dir ausgeübten Beruf verweisen. Das bedeutet: Selbst wenn du deinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben kannst, müsstest du eine andere Tätigkeit annehmen, bevor du Leistungen erhältst.

    Ebenso kritisch ist der Leistungsausschluss bei fahrlässigen Verstößen. Diese Klausel bezieht sich auf fahrlässige Verstöße im Straßenverkehr. Verursachst du einen Unfall und wirst dadurch berufsunfähig, kann dir dein Versicherer mit dem Leistungsausschluss bei fahrlässigen Verstößen die Auszahlung der BU-Rente verweigern. Solche Ausschlüsse können im Ernstfall deine gesamte Absicherung zunichtemachen.

    💡 Tipp

    Prüfe vor einer Kündigung genau, welche Klauseln dein aktueller Vertrag enthält. Manchmal ist ein älterer Vertrag trotz höherer Beiträge wertvoller als ein neuer, weil er bessere Bedingungen hat oder keine Gesundheitsprüfung mehr nötig ist. Lass dich im Zweifel von einem unabhängigen Versicherungsberater beraten.

    Kein Geld zurück bei BU-Kündigung

    Eine wichtige Information vorweg: Kündigst du deine Berufsunfähigkeitsversicherung, bekommst du gezahlte Beiträge nicht zurück. Das gilt auch für den Fall, dass du bis zum Renteneintritt nicht berufsunfähig geworden bist. Grund dafür ist, dass eine BU eine Risikoabsicherung und keine Vorsorgeabsicherung ist, wie beispielsweise eine Lebensversicherung.

    Was ist der Rückkaufswert? Der Rückkaufswert ist der Beitrag, den Versicherer auszahlen, wenn Versicherte ihren Vertrag vor Laufzeitende und unter Einhaltung der Kündigungsfrist auflösen. Den Rückkaufswert gibt es nur bei Verträgen, bei denen Versicherte Geld anlegen, beispielsweise bei der Vorsorgeabsicherung. Da die BU eine reine Risikoversicherung ist, entfällt dieser Anspruch.

    Eine Ausnahme bildet die Beitragsrückgewähr: Anbieter, die mit einer Beitragsrückgewähr bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung werben, bieten in der Regel eine Kombination aus Sparvertrag und BU an. Dabei dient ein Teil der Prämie der Risikoabsicherung und ein Teil wird angespart. Diese Variante ist allerdings deutlich teurer als eine reine Risikoversicherung und lohnt sich nur in bestimmten Konstellationen.

    📌 Gut zu wissen

    Die Beitragsrückgewähr macht deine BU oft 30-50% teurer. Das angesparte Geld wird meist nur mit 1-2% verzinst. Besser fährst du in der Regel mit einer günstigen BU ohne Rückgewähr und einer separaten Geldanlage mit höherer Rendite, zum Beispiel einem ETF-Sparplan.

    Gründe für BU-Kündigung – und Alternativen

    Die wichtigsten Gründe für die Kündigung einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind in der Regel Zahlungsschwierigkeiten, die abstrakte Verweisung oder ein besserer Tarif bei einem anderen Versicherer. Bevor du jedoch kündigst, solltest du die verfügbaren Alternativen prüfen.

    Die Beitragsfreistellung gibt es für den Fall, dass du in Zahlungsschwierigkeiten bist und die monatlichen Raten deiner BU nicht mehr bedienen kannst. In diesem Fall zahlst du über einen gewissen Zeitraum oder bis zum Ende deines Vertrags keine Beiträge mehr. Im Gegenzug erhältst du auch nur eine geringe BU-Rente, falls du berufsunfähig wirst. Diese Option ist besonders sinnvoll, wenn du vorübergehende finanzielle Engpässe hast, aber den Versicherungsschutz nicht komplett aufgeben möchtest. Der Vorteil: Du behältst einen Grundschutz und kannst die Beitragszahlung später wieder aufnehmen, wenn sich deine finanzielle Situation verbessert hat.

    💡 Tipp

    Bevor du kündigst, prüfe diese drei Alternativen: 1) Beitragsfreistellung für vorübergehende Engpässe, 2) Reduzierung der versicherten BU-Rente zur Beitragssenkung, 3) Verlängerung der Karenzzeit (Wartezeit bis zur ersten Rentenzahlung). Oft reicht eine dieser Optionen aus, um deine monatliche Belastung deutlich zu senken, ohne den wichtigen Schutz komplett zu verlieren.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Welche Kündigungsfrist gilt bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung?

    Bei ordentlicher Kündigung beträgt die Frist laut Versicherungsvertragsgesetz zwischen einem und drei Monaten vor Ende des Versicherungsjahres. Die genaue Frist steht in deinem Versicherungsvertrag. Bei außerordentlicher Kündigung nach Beitragserhöhung hast du einen Monat Zeit ab Erhalt der Mitteilung.

    Q

    Bekomme ich meine Beiträge zurück, wenn ich die BU kündige?

    Nein, bei Kündigung einer reinen Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es keine Beitragsrückerstattung. Die BU ist eine Risikoabsicherung und keine Vorsorgeabsicherung wie eine Lebensversicherung, daher entfällt ein Rückkaufswert. Nur bei BU-Tarifen mit Beitragsrückgewähr erhältst du einen Teil zurück.

    Q

    Kann ich meine BU auch per E-Mail kündigen?

    Nein, eine E-Mail reicht nicht aus. Die Kündigung muss schriftlich in Textform mit deiner eigenhändigen Unterschrift erfolgen. Versende das Kündigungsschreiben am besten per Einschreiben, um einen rechtssicheren Zustellungsnachweis zu haben. Seit 2012 gilt das Einschreiben laut BGH als gültiger Nachweis.

    Q

    Was passiert mit meinem Versicherungsschutz bei einer Beitragsfreistellung?

    Bei einer Beitragsfreistellung zahlst du keine Beiträge mehr, behältst aber einen reduzierten Versicherungsschutz. Die Höhe der BU-Rente verringert sich entsprechend. Du kannst die Beitragszahlung später wieder aufnehmen und den vollen Schutz reaktivieren, wenn sich deine finanzielle Situation verbessert.

    Q

    Sollte ich meine alte BU kündigen, bevor ich eine neue abschließe?

    Nein, kündige niemals deine alte BU, bevor die neue definitiv zustande gekommen ist. Erst wenn du die Annahmebestätigung der neuen Versicherung hast und eventuelle Wartezeiten abgelaufen sind, solltest du die alte kündigen. Sonst riskierst du eine Versicherungslücke oder Ablehnung aufgrund verschlechterter Gesundheit.

    Q

    Was bedeutet abstrakte Verweisung und warum sollte ich deswegen kündigen?

    Mit einer abstrakten Verweisungsklausel kann der Versicherer dich auf jeden anderen Beruf verweisen, den du theoretisch ausüben könntest. Das bedeutet: Selbst als berufsunfähiger Chirurg müsstest du beispielsweise als Verwaltungsangestellter arbeiten, bevor du Leistungen erhältst. Diese Klausel macht die BU oft wertlos.

  • Erwerbsminderungsrente und BU: Doppelte Absicherung möglich

    Erwerbsminderungsrente und BU: Doppelte Absicherung möglich

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Erwerbsminderungsrente bei Berufsunfähigkeitsversicherung: So geht’s

    Wenn du aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht mehr dauerhaft arbeiten kannst, sichern dich zwei Systeme finanziell ab: die gesetzliche Erwerbsminderungsrente und die private Berufsunfähigkeitsversicherung. Die EM-Rente ist jedoch an strenge Voraussetzungen geknüpft und reicht in ihrer Höhe meist nicht aus, um deinen gewohnten Lebensstandard zu halten. Deshalb empfiehlt sich der ergänzende Abschluss einer BU. In diesem Artikel erfährst du, wie hoch die Erwerbsminderungsrente aktuell ausfällt, nach welchen Kriterien sie berechnet wird und warum die Kombination beider Absicherungen sinnvoll ist.

    Der entscheidende Unterschied zwischen Erwerbsminderungsrente und Berufsunfähigkeitsversicherung

    Wer im Laufe seines Berufslebens berufsunfähig wird, hat eventuell Anspruch auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Doch selbst wenn die EM-Rente bewilligt wird, reicht sie kaum aus, um den Lebensstandard zu halten. Deshalb schließen viele Arbeitende ergänzend eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ab.

    Auf den ersten Blick verfolgen beide Systeme das gleiche Ziel: Sie zahlen Menschen eine Rente, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht mehr dauerhaft arbeiten können. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in der Definition. Berufsunfähigkeit bedeutet, dass du wegen Krankheit oder Behinderung deinen konkreten Beruf dauerhaft nicht mehr ausüben kannst. Erwerbsminderung hingegen liegt vor, wenn du wegen Krankheit oder Behinderung dauerhaft nicht nur deinem Beruf, sondern gar keiner Arbeit für mehr als drei Stunden täglich nachgehen kannst.

    📌 Gut zu wissen

    Die Hürden für eine Erwerbsminderungsrente sind deutlich höher als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung. Etwa jeder zweite Antrag auf EM-Rente wird abgelehnt, weil die Antragsteller:innen noch mehr als drei Stunden täglich arbeiten könnten – auch wenn sie ihren eigentlichen Beruf nicht mehr ausüben können.

    Diese unterschiedlichen Definitionen führen zu verschiedenen Leistungsvoraussetzungen. Die volle BU-Rente erhältst du bereits, wenn du deinen Beruf nur noch zu maximal 50 Prozent ausüben kannst. Die volle EM-Rente bekommst du dagegen erst, wenn du weniger als drei Stunden pro Tag arbeitsfähig bist. Diese Hürde ist deutlich höher und erklärt, warum viele Anträge auf Erwerbsminderungsrente abgelehnt werden.

    Die vier Arten der Erwerbsminderungsrente im Überblick

    Die Deutsche Rentenversicherung unterscheidet insgesamt vier verschiedene Arten der Erwerbsminderungsrente, die sich nach dem Grad deiner Arbeitsfähigkeit richten.

    Volle Erwerbsfähigkeit liegt vor, wenn du trotz Krankheit oder Behinderung weiterhin mehr als sechs Stunden täglich arbeiten kannst. In diesem Fall hast du keinen Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. Die teilweise Erwerbsminderung greift, wenn du mehr als drei Stunden, jedoch weniger als sechs Stunden täglich arbeiten kannst. Dann zahlt dir die gesetzliche Rentenversicherung eine teilweise Erwerbsminderungsrente aus.

    Die volle Erwerbsminderung tritt ein, wenn du wegen Krankheit oder Behinderung mindestens sechs Monate nicht in der Lage bist, mindestens drei Stunden täglich zu arbeiten. Eine Sonderform stellt die teilweise Erwerbsminderung wegen Berufsunfähigkeit dar, die ausschließlich für Berufstätige gilt, die vor dem 2. Januar 1961 geboren wurden. Für diese Gruppe muss die Deutsche Rentenversicherung einen ähnlichen zumutbaren Beruf finden, wenn sie in ihrem erlernten Beruf nicht mehr arbeiten können. Ist eine solche Verweisung nicht machbar, erhalten Betroffene eine teilweise Erwerbsminderungsrente.

    💡 Tipp

    Dokumentiere deine gesundheitlichen Einschränkungen lückenlos mit ärztlichen Attesten. Führe ein Schmerztagebuch und lasse dir von verschiedenen Fachärzten bestätigen, wie sich deine Erkrankung auf deine Arbeitsfähigkeit auswirkt. Diese Unterlagen sind entscheidend für einen erfolgreichen Antrag auf Erwerbsminderungsrente.

    Wie hoch fällt die Erwerbsminderungsrente aktuell aus?

    Die durchschnittlich ausgezahlte Erwerbsminderungsrente betrug 2021 bei Neurentner:innen 917 Euro pro Monat. Bestandsrentner:innen erhielten mit durchschnittlich 877 Euro monatlich etwas weniger. Diese Beträge verdeutlichen, warum die EM-Rente allein nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Die gute Nachricht: Ab dem Jahr 2024 soll die Erwerbsminderungsrente um bis zu 7,5 Prozent steigen.

    📌 Gut zu wissen

    Die durchschnittliche EM-Rente von 917 Euro liegt deutlich unter der Armutsgrenze in Deutschland. Zum Vergleich: Die Armutsgefährdungsschwelle liegt für Alleinstehende bei etwa 1.250 Euro netto im Monat. Ohne zusätzliche private Absicherung droht vielen Erwerbsgeminderten ein finanzieller Abstieg.

    Die Höhe der Erhöhung hängt davon ab, wann du in EM-Rente gegangen bist. Bezieher:innen von Erwerbsminderungsrente, die bis Juni 2014 in EM-Rente gegangen sind, erhalten ein Plus von 7,5 Prozent. Für diejenigen, die zwischen Juli 2014 und Dezember 2018 in EM-Rente gegangen sind, gibt es ein EM-Rentenplus von 4,5 Prozent. Diese gestaffelte Erhöhung soll Ungerechtigkeiten aus der Vergangenheit ausgleichen und die finanzielle Situation von Erwerbsgeminderten verbessern.

    Nach welchen Kriterien wird die Erwerbsminderungsrente berechnet?

    Die Berechnung der Erwerbsminderungsrente erfolgt nach dem gleichen Prinzip wie die gesetzliche Altersrente. Je mehr Jahre du Rentenbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast, desto höher fällt deine Erwerbsminderungsrente am Ende aus. Vier Komponenten sind für die Berechnung maßgeblich.

    Die Entgeltpunkte bilden die Grundlage. Das sind die Punkte, die du über deinen Lohn und deine Zurechnungszeiten auf deinem Rentenkonto erworben hast. Der Rentenwert gibt an, welcher Betrag einer ungeminderten Monatsrente aus deinen Rentenbeiträgen für ein volles Jahr entspricht. Der Zugangsfaktor berücksichtigt, ob du bei Rentenbeginn das gesetzlich festgelegte Rentenalter erreicht hast. Der Rentenfaktor schließlich legt fest, wie viel private Rente eine Versicherungsgesellschaft für die eingezahlten Beiträge mit Beginn des Renteneintritts auszahlt.

    💡 Tipp

    Lass dir von der Deutschen Rentenversicherung eine kostenlose Rentenauskunft zusenden. Diese zeigt dir, mit welcher EM-Rente du aktuell rechnen könntest. So erkennst du frühzeitig deine Versorgungslücke und kannst mit einer passenden BU-Versicherung gegensteuern. Die Auskunft kannst du online unter www.deutsche-rentenversicherung.de beantragen.

    Erwerbsminderungsrente und Berufsunfähigkeitsrente kombinieren

    Eine wichtige Information für alle, die sowohl eine private Berufsunfähigkeitsversicherung als auch Anspruch auf Erwerbsminderungsrente haben: Die beiden Renten werden nicht miteinander verrechnet. Du kannst also beide Leistungen parallel beziehen, ohne dass die eine die andere mindert. Zwar gelten für den Bezug einer EM-Rente strenge Einkommensgrenzen, die BU-Rente zählt jedoch nicht als anzurechnendes Einkommen.

    Diese Regelung macht die Kombination aus gesetzlicher Erwerbsminderungsrente und privater Berufsunfähigkeitsversicherung besonders attraktiv. Während die EM-Rente eine Grundabsicherung bietet, schließt die BU-Rente die Lücke zu deinem bisherigen Einkommen. So kannst du deinen Lebensstandard auch bei Berufsunfähigkeit oder Erwerbsminderung weitgehend aufrechterhalten.

    💡 Tipp

    Achte beim Abschluss einer BU-Versicherung auf die Verzichtsklausel auf abstrakte Verweisung. Damit stellst du sicher, dass der Versicherer dich nicht auf einen anderen Beruf verweisen kann. So erhältst du die BU-Rente bereits, wenn du deinen aktuellen Beruf nicht mehr ausüben kannst – unabhängig davon, ob die Deutsche Rentenversicherung dir eine EM-Rente bewilligt.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was ist der Unterschied zwischen Berufsunfähigkeit und Erwerbsminderung?

    Berufsunfähigkeit bedeutet, dass du deinen konkreten Beruf nicht mehr ausüben kannst. Erwerbsminderung liegt vor, wenn du weniger als drei Stunden täglich irgendeiner Arbeit nachgehen kannst. Die Hürden für eine EM-Rente sind damit deutlich höher.

    Q

    Wie hoch ist die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente?

    Die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente betrug 2021 bei Neurentner:innen 917 Euro monatlich. Bestandsrentner:innen erhielten durchschnittlich 877 Euro. Ab 2024 sind Erhöhungen um bis zu 7,5 Prozent geplant, je nach Rentenbeginn.

    Q

    Wann bekomme ich die volle Erwerbsminderungsrente?

    Die volle Erwerbsminderungsrente erhältst du, wenn du wegen Krankheit oder Behinderung mindestens sechs Monate lang weniger als drei Stunden täglich arbeiten kannst. Zusätzlich musst du die Wartezeit von fünf Jahren erfüllt und in den letzten fünf Jahren mindestens drei Jahre Pflichtbeiträge gezahlt haben.

    Q

    Wird die BU-Rente auf die Erwerbsminderungsrente angerechnet?

    Nein, die Berufsunfähigkeitsrente und die Erwerbsminderungsrente werden nicht miteinander verrechnet. Du kannst beide Leistungen parallel beziehen, ohne dass eine die andere mindert. Die BU-Rente gilt nicht als anzurechnendes Einkommen bei der EM-Rente.

    Q

    Wie wird die Höhe der Erwerbsminderungsrente berechnet?

    Die Berechnung erfolgt wie bei der Altersrente über Entgeltpunkte, Rentenwert, Zugangsfaktor und Rentenfaktor. Je mehr Rentenbeiträge du eingezahlt hast, desto höher fällt deine EM-Rente aus. Die Zurechnungszeit bis zum 67. Lebensjahr wird dabei berücksichtigt.

    Q

    Warum sollte ich zusätzlich zur EM-Rente eine BU abschließen?

    Die durchschnittliche EM-Rente von 917 Euro reicht nicht aus, um den Lebensstandard zu halten und liegt unter der Armutsgrenze. Eine private BU schließt diese Versorgungslücke und sichert dein Einkommen umfassender ab. Zudem sind die Hürden für eine BU-Rente deutlich niedriger als bei der EM-Rente.

  • Betriebsrente: So sicherst du dir die Zusatzrente vom Arbeitgeber

    Betriebsrente: So sicherst du dir die Zusatzrente vom Arbeitgeber

    Themen in diesem Artikel:

    • Was ist eine Betriebsrente: Staatlich geförderte Zusatzrente vom Arbeitgeber zur Ergänzung der gesetzlichen Rente, auf die Arbeitnehmer:innen einen gesetzlichen Anspruch haben
    • Formen der Betriebsrente: Direktversicherung für kleinere Unternehmen und Pensionszusagen für größere Firmen mit unterschiedlichen Finanzierungsmodellen und Anlageformen
    • Lohnt sich eine Betriebsrente: Rentabilität hängt vom Arbeitgeberanteil ab, ideal bei mindestens 20 Prozent Zuschuss, mit steuerlichen Vorteilen während der Einzahlungsphase
    • Steuerliche Aspekte: Entgeltumwandlung spart Steuern und Sozialabgaben während der Einzahlung, reduziert aber gleichzeitig die Einzahlungen in die gesetzliche Rentenkasse

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Betriebsrente: Altersvorsorge vom Chef

    Die Betriebsrente ist eine staatlich geförderte Zusatzrente, die deine gesetzliche Altersvorsorge ergänzt und aufstockt. Der Gesetzgeber verpflichtet Unternehmen dazu, eine betriebliche Altersvorsorge anzubieten, wenn sich Arbeitnehmer:innen finanziell daran beteiligen. Je früher du mit dieser zusätzlichen Altersvorsorge beginnst, desto mehr Geld steht dir später im Ruhestand zur Verfügung.

    Wer mitten im Arbeitsleben steht, denkt vermutlich selten an die eigene Rente. Dabei lohnt es sich, frühzeitig über Vorsorgemaßnahmen nachzudenken. Die betriebliche Altersvorsorge, kurz bAV genannt, bietet dir als Arbeitnehmer:in eine attraktive Möglichkeit, systematisch für das Alter vorzusorgen. In größeren Unternehmen wird diese Form der Vorsorge häufig ganz selbstverständlich angeboten, während du in kleineren Betrieben eventuell aktiv nachfragen musst.

    Was ist eine Betriebsrente?

    Eine Betriebsrente funktioniert als Zusatzrente für das Alter mit staatlicher Förderung. Sie soll die Versorgung aus der gesetzlichen Rente ergänzen und aufstocken. Der Gesetzgeber hat Unternehmen dazu verpflichtet, eine bAV für die Mitarbeitenden abzuschließen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich auch die Arbeitnehmer:innen finanziell an der Vorsorge beteiligen.

    Die betriebliche Altersvorsorge stellt einen wichtigen Vorsorgebaustein dar, der dir hilft, deinen Lebensstandard im Ruhestand zu sichern. Während größere Unternehmen diese Leistung oft automatisch in ihr Vergütungspaket integrieren, solltest du in kleineren Betrieben proaktiv das Gespräch mit deinem Arbeitgeber suchen. Dein gesetzlicher Anspruch auf eine betriebliche Altersvorsorge gibt dir dabei eine starke Verhandlungsposition.

    💡 Tipp

    Frage bei deinem Arbeitgeber aktiv nach der betrieblichen Altersvorsorge, besonders wenn du in einem kleineren Unternehmen arbeitest. Du hast einen gesetzlichen Anspruch darauf, und je früher du beginnst, desto höher fällt deine spätere Zusatzrente aus. Nutze am besten das nächste Mitarbeitergespräch, um das Thema anzusprechen.

    Welche Formen der Betriebsrente gibt es?

    Um der Verpflichtung zur betrieblichen Altersvorsorge nachzukommen, haben Unternehmen verschiedene Möglichkeiten. Dabei hast du als Arbeitnehmer:in allerdings keine Wahl, denn das Unternehmen entscheidet darüber, welche Absicherung es wählt.

    Direktversicherung nutzen meist kleinere Unternehmen, da sie wenig Mühe macht. Dabei schließen die Arbeitgeber eine Versicherung für ihre Beschäftigten bei einem Versicherungsunternehmen ab. Diese Versicherungen garantieren dann in der Regel eine Mindestverzinsung und Mindestrente. Der Arbeitgeber kann freiwillig die gesamten Beiträge übernehmen oder er gibt einen Anteil dazu. Den Rest trägst dann du direkt aus Lohn und Gehalt. Auf diesen Teil des Einkommens zahlst du allerdings keine Steuern und keine Sozialversicherungsbeiträge.

    Bei der Direktversicherung gibt es zahlreiche Varianten. So ist in manchen Policen auch gleich eine Berufsunfähigkeitsversicherung enthalten, was dir zusätzlichen Schutz bietet. Für die Geldanlage werden die gleichen Optionen angeboten wie beim Abschluss einer eigenen Versicherung. Entweder handelt es sich um eine klassische Lebensversicherung oder sie ist an einen Fonds gebunden. Bei der Rendite hängt viel davon ab, wie sich die Aktienmärkte über die Laufzeit entwickeln.

    📌 Gut zu wissen

    Eine Betriebsrente kannst du nicht einfach kündigen. Wenn du keine weiteren Beiträge mehr einzahlen möchtest, wird der Vertrag ruhend gestellt. Das bereits eingezahlte Geld bleibt erhalten und wird dir später als Rente ausgezahlt. Diese Regelung schützt deine Altersvorsorge vor impulsiven Entscheidungen.

    Pensionszusage und Vorsorgeplan haben in der Regel große Unternehmen gewählt. Hier zahlt der Arbeitgeber die Kosten für die Absicherung allein. Es gibt verschiedene Formen wie Pensionsfonds, Pensionskassen und Unterstützungskassen, die sich unter anderem durch die Form unterscheiden, wie das Geld angelegt wird. Der Mechanismus bleibt aber der gleiche: Das Unternehmen investiert in die Altersvorsorge der Beschäftigten.

    Selten sind Verträge, die einen festen Betrag nennen, der später als Rente gezahlt wird. Häufiger garantieren die Firmen die Einzahlung eines festen Betrags oder eine Mindestverzinsung. Wie viel Geld dabei am Ende für dich herauskommt, hängt dann stark von der Entwicklung an den Kapitalmärkten ab.

    Lohnt sich der Abschluss einer Betriebsrente?

    Ob sich der Abschluss einer Betriebsrente oder Direktversicherung tatsächlich lohnt, lässt sich nicht generell beantworten, weil zahlreiche Faktoren eine Rolle spielen. Prinzipiell handelt es sich um langfristige Investitionen, bei denen Verträge mit fester Rentenhöhe heute sehr selten sind. Das liegt auch an der Volatilität der Kapitalmärkte.

    Die Zins- und Kursentwicklungen an den Märkten spielen die entscheidende Rolle, wenn es um die Frage nach der Rentenhöhe geht. Wenn das Unternehmen eine eigene bAV in Form eines Pensionsfonds oder Pensionskasse anbietet und die Kosten trägt, solltest du das Geld auf jeden Fall mitnehmen. Hier profitierst du von einer vollständig arbeitgeberfinanzierten Altersvorsorge ohne eigene finanzielle Belastung.

    Bei einer Direktversicherung lohnt sich der Abschluss auf lange Sicht dann, wenn der Anteil des Arbeitgebers bei 20 Prozent oder mehr der monatlichen Beiträge liegt. Bedenken solltest du auf jeden Fall, dass die steuerlichen Vorteile während der Einzahlungsphase die Steuerzahlungen nur verschieben – auf die Zeit des Ruhestands. Allerdings ist die Steuerlast im Alter geringer, auch wenn Beiträge für die gesetzliche Krankenkasse erhoben werden.

    💡 Tipp

    Verhandle mit deinem Arbeitgeber über den Arbeitgeberzuschuss. Seit 2022 sind Arbeitgeber verpflichtet, mindestens 15 Prozent zuzuschießen, wenn du per Entgeltumwandlung in die Betriebsrente einzahlst. Viele Arbeitgeber sind aber bereit, mehr zu geben – frage nach 20 Prozent oder mehr, dann lohnt sich die bAV richtig.

    Wenn ein Teil des Gehalts in die Direktversicherung fließt

    Für den Teil des Monatsgehalts, der in die Direktversicherung fließt, musst du keine Steuern und keine Sozialabgaben zahlen. Die Steuern werden erst später fällig, wenn die Rente gezahlt wird. Allerdings sind hier die prozentualen Abgaben im Vergleich zur Beschäftigung in Vollzeit niedriger, was dir im Ruhestand zugutekommt.

    Die Entgeltumwandlung, also der Abzug vom Bruttogehalt, der direkt in die Versicherung fließt, schmälert das Bruttogehalt, auf dessen Basis die Sozialversicherungen ihren Anteil berechnen. Mit anderen Worten: Auf diese Weise zahlst du weniger in die Rentenkasse ein. Dieser Aspekt sollte bei deiner Entscheidung für oder gegen eine Betriebsrente unbedingt berücksichtigt werden, da er langfristige Auswirkungen auf deine gesetzliche Rentenansprüche hat.

    📌 Gut zu wissen

    Durch die Entgeltumwandlung reduzierst du deine Einzahlungen in die gesetzliche Rentenkasse. Das bedeutet: Deine gesetzliche Rente fällt später etwas niedriger aus. Dieser Effekt sollte durch die Betriebsrente mehr als ausgeglichen werden – kalkuliere das aber bei deiner Entscheidung mit ein.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was ist der Unterschied zwischen Betriebsrente und privater Altersvorsorge?

    Die Betriebsrente wird über den Arbeitgeber organisiert und ist staatlich gefördert. Du profitierst von Steuervorteilen und einem verpflichtenden Arbeitgeberzuschuss von mindestens 15 Prozent. Bei der privaten Altersvorsorge schließt du selbst Verträge ab und trägst die Kosten allein, hast dafür aber mehr Flexibilität bei der Produktwahl.

    Q

    Was passiert mit meiner Betriebsrente bei einem Jobwechsel?

    Bei einem Jobwechsel hast du mehrere Optionen: Du kannst den Vertrag zum neuen Arbeitgeber mitnehmen, privat weiterführen oder ruhend stellen. Die bereits erworbenen Ansprüche bleiben dir in jedem Fall erhalten. Nach einer Wartezeit von meist fünf Jahren sind die Ansprüche unverfallbar.

    Q

    Wie hoch ist der maximale steuerfreie Betrag für die Betriebsrente?

    Im Jahr 2024 können bis zu 7.008 Euro jährlich (584 Euro monatlich) steuerfrei in die Betriebsrente eingezahlt werden. Das entspricht 8 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze West. Sozialversicherungsfrei sind bis zu 3.504 Euro jährlich (292 Euro monatlich), was 4 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze entspricht.

    Q

    Muss ich auf die Betriebsrente Krankenversicherungsbeiträge zahlen?

    Ja, gesetzlich Krankenversicherte müssen auf Betriebsrenten den vollen Beitragssatz zur Kranken- und Pflegeversicherung zahlen (etwa 18-20 Prozent). Es gibt jedoch einen Freibetrag von 176,75 Euro monatlich (2024). Erst wenn deine Betriebsrente diesen Betrag übersteigt, werden Beiträge fällig.

    Q

    Kann ich meine Betriebsrente als Einmalauszahlung erhalten?

    Das hängt vom Vertrag ab. Viele Betriebsrenten erlauben eine Kapitalauszahlung von bis zu 30 Prozent des angesparten Kapitals. Eine vollständige Einmalauszahlung ist seltener möglich. Bedenke, dass bei einer Einmalauszahlung die gesamte Steuerlast auf einmal anfällt.

    Q

    Ist die Betriebsrente vor Insolvenz des Arbeitgebers geschützt?

    Ja, deine Betriebsrente ist geschützt. Bei Direktversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds liegt das Geld außerhalb des Unternehmens. Bei Pensionszusagen und Unterstützungskassen greift der Pensions-Sicherungs-Verein (PSVaG), der deine Ansprüche im Insolvenzfall übernimmt.

  • Direktversicherung: Betriebliche Altersvorsorge einfach erklärt

    Direktversicherung: Betriebliche Altersvorsorge einfach erklärt

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Direktversicherung: Altersvorsorge vom Arbeitgeber

    Die Direktversicherung bietet dir als Angestellte:r eine zusätzliche Einkommensquelle im Alter neben der gesetzlichen Rente. Dabei schließt dein Arbeitgeber eine Lebens- oder Rentenversicherung für dich ab, die später als Betriebsrente ausgezahlt wird. Besonders interessant wird diese Form der betrieblichen Altersvorsorge, wenn dein Unternehmen sich finanziell beteiligt oder sogar die kompletten Beiträge übernimmt.

    Wie funktioniert eine Direktversicherung?

    Eine Direktversicherung ist eine besondere Form der betrieblichen Altersvorsorge, kurz bAV. Dein Arbeitgeber schließt dabei zum Beispiel eine klassische Kapitallebensversicherung für dich als Angestellte:n ab. Im Ruhestand erhältst du dann die Erträge als lebenslange Rente, die deine Versorgung aus der gesetzlichen Rentenversicherung ergänzt.

    Manche Policen sehen statt der monatlichen Rente auch die Auszahlung einer einmaligen Summe am Vertragsende vor. Die Auswahl an Versicherungsformen im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge ist vielfältig. Du kannst zwischen klassischen Lebens- oder Rentenversicherungen wählen, die eine garantierte Verzinsung bieten. Fondsgebundene Versicherungen ermöglichen dir, einen Teil der Sparbeträge in Aktienfonds zu investieren und so von Marktchancen zu profitieren. Moderne Versicherungen mit ETF-Bausteinen investieren deine Sparbeträge in kostengünstige ETFs.

    Vor allem kleinere und mittelgroße Unternehmen entwickeln keine eigenen Formen der bAV, sondern greifen gern zu Direktversicherungen. Der Grund liegt auf der Hand: Diese Lösung bedeutet für die Unternehmen deutlich weniger Verwaltungsaufwand. Allerdings gibt es eine wichtige Einschränkung – versichert werden können nur berufliche Haupttätigkeiten. Wenn du in einem Unternehmen als Aushilfe arbeitest, hast du keine Möglichkeit, die Direktversicherung zu nutzen.

    📌 Gut zu wissen

    Direktversicherungen sind nur für Hauptbeschäftigungsverhältnisse möglich. Als Minijobber:in oder Aushilfe kannst du diese Form der betrieblichen Altersvorsorge leider nicht nutzen. Prüfe bei einem Nebenjob daher immer, welche Alternativen dir zur Verfügung stehen.

    Für Versicherer sind Direktversicherungen besonders attraktiv, weil sie im Rahmen von Kollektivrahmenverträgen die gesamte Belegschaft als Kund:innen gewinnen können. Diesen Vorteil geben sie dann auch in Form von höherer Leistung bei gleichbleibenden Kosten an dich weiter.

    Wie werden Beiträge zur Direktversicherung gezahlt?

    Bei der Zahlung der Beiträge stehen dir drei verschiedene Varianten zur Verfügung. Das Unternehmen kann die Beiträge komplett allein übernehmen, was für dich natürlich die beste Lösung darstellt. Alternativ zahlen Unternehmen und Beschäftigte gemeinsam in die Versicherung ein, wodurch sich die Belastung für beide Seiten verteilt. In der dritten Variante übernimmst du als Arbeitnehmer:in die Beiträge allein.

    💡 Tipp

    Frage bei deinem Arbeitgeber aktiv nach einer höheren Beteiligung an den Beiträgen. Viele Unternehmen sind bereit, mehr als die gesetzlichen 15 Prozent beizusteuern, sprechen dies aber nicht von sich aus an. Ein Zuschuss von 20-30 Prozent ist durchaus realistisch und macht deine Direktversicherung deutlich rentabler.

    Die Entgeltumwandlung und ihre Besonderheiten

    Bei einer Gehaltsumwandlung ist dein Arbeitgeber allerdings zur Zahlung eines Anteils von 15 Prozent des Wandlungsbetrags verpflichtet. Sich selbst an der Versicherung zu beteiligen, kann für dich sinnvoll sein, weil sich dadurch die eingezahlten Beiträge erhöhen. Höhere Beiträge steigern die Rendite und somit später die Auszahlung.

    Im Fall der Entgeltumwandlung wird dein Bruttoeinkommen um den gewünschten Beitrag zur bAV gemindert. Auf diesen direkt abgezogenen Anteil des Gehalts fallen bis zu festgelegten Obergrenzen keine Steuern und Sozialabgaben an. Das bedeutet konkret: Du zahlst weniger Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, weil sich dein zu versteuerndes Einkommen reduziert.

    Sofern die Firma lediglich den Vertrag abschließt, aber selbst nichts beisteuern will, solltest du unbedingt nachfragen. Je höher der Anteil an den Monatsbeiträgen, die das Unternehmen übernimmt, umso mehr lohnt sich später die Versicherung für dich. Ein Arbeitgeberzuschuss von 20 Prozent oder mehr macht die Direktversicherung deutlich attraktiver als eine privat abgeschlossene Versicherung.

    📌 Gut zu wissen

    Bei der Entgeltumwandlung sinkt dein offizielles Bruttoeinkommen, was sich auf deine späteren Ansprüche bei der gesetzlichen Rente, dem Arbeitslosengeld und dem Elterngeld auswirkt. Rechne daher genau durch, ob sich die Steuerersparnis heute gegen die niedrigeren Sozialleistungen später aufwiegt.

    Vor- und Nachteile einer Direktversicherung

    Wie alle Versicherungsprodukte vereint auch eine Direktversicherung Vor- und Nachteile, die du sorgfältig abwägen solltest. Die Vorteile können sich für dich erheblich auszahlen, während die Nachteile vor allem langfristige Auswirkungen haben.

    Die Vorteile im Detail

    Höhere Renditechancen ergeben sich insbesondere, wenn das Unternehmen die Beiträge mit 20 Prozent oder mehr bezuschusst. In diesem Fall dürfte die Rendite höher liegen, als wenn du eine solche Versicherung selbst abgeschlossen hättest. Der Arbeitgeberzuschuss wirkt wie ein sofortiger Gewinn auf deine Einzahlungen.

    Steuerfreie Beiträge stellen einen weiteren wichtigen Vorteil dar. Es entfallen auf die Beiträge bis zu bestimmten Höchstgrenzen keine Steuern und Sozialabgaben. Allerdings müssen auf die später ausgezahlte Rente Steuern und von gesetzlich Versicherten der Krankenversicherungsbeitrag gezahlt werden. Die Steuersätze im Alter liegen jedoch niedriger als im Erwerbstätigenalter, sodass sich dieser Effekt für dich meist positiv auswirkt.

    Sichere Einzahlungen garantieren dir, dass das Angesparte unverfallbar ist, wie Versicherungen das nennen. Das gilt auch, wenn du den Arbeitgeber wechselst. Deine Ansprüche bleiben bestehen und gehen nicht verloren. Oftmals lässt sich auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung einfach integrieren, was dir zusätzlichen Schutz bietet.

    Die Nachteile in der Übersicht

    Spätere Sozialabgaben belasten dich als Rentner:in, wenn du in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert bist. Du musst im Alter auf die Auszahlungen aus der Direktversicherung Beiträge zur Krankenkasse und Pflegeversicherung zahlen. Diese Abgaben können die Nettoauszahlung spürbar reduzieren.

    Niedrigere Sozialansprüche entstehen, weil durch die Entgeltumwandlung dein Bruttoeinkommen sinkt. Die Sozialversicherungen beziehen sich immer auf dieses Bruttoeinkommen, sodass deine Ansprüche etwa bei der gesetzlichen Renten- oder Arbeitslosenversicherung sinken. Dieser Effekt sollte bei deiner Entscheidung berücksichtigt werden.

    Kein Mitspracherecht hast du, weil der Arbeitgeber die Versicherung für seine Mitarbeitenden abschließt und direkt mit der Versicherung kommuniziert. Es kann also sein, dass die genauen Bedingungen des Vertrags oder ob etwa eine andere Versicherung günstiger gewesen wäre, für dich als Angestellte:r nicht eindeutig nachzuvollziehen sind.

    💡 Tipp

    Verlange von deinem Arbeitgeber eine schriftliche Aufstellung aller Konditionen der Direktversicherung. Lass dir genau erklären, welche Kosten anfallen, wie hoch die garantierte Verzinsung ist und welche Optionen du bei Jobwechsel oder Kündigung hast. Diese Transparenz ist dein gutes Recht und hilft dir, die richtige Entscheidung zu treffen.

    Deine Rechte als Arbeitnehmer:in

    Die betriebliche Altersvorsorge anzubieten ist keine freiwillige Leistung, sondern eine gesetzliche Verpflichtung für jeden Arbeitgeber. Wenn du den Betrieb wechselst, kannst du im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs aktiv nachfragen, welche bAV das neue Unternehmen anbietet. Diese Information hilft dir, verschiedene Jobangebote besser zu vergleichen und die Gesamtvergütung realistisch einzuschätzen.

    📌 Gut zu wissen

    Seit 2002 hast du einen Rechtsanspruch auf betriebliche Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung. Dein Arbeitgeber muss dir diese Möglichkeit anbieten und darf sie nicht verweigern. Bei Neuverträgen ab 2019 ist er zudem verpflichtet, mindestens 15 Prozent deines Umwandlungsbetrags als Zuschuss zu zahlen.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was ist eine Direktversicherung genau?

    Eine Direktversicherung ist eine Form der betrieblichen Altersvorsorge, bei der dein Arbeitgeber eine Lebens- oder Rentenversicherung für dich abschließt. Die Auszahlung erfolgt später als zusätzliche Rente oder Einmalzahlung, die deine gesetzliche Rente ergänzt.

    Q

    Wie hoch ist der maximale steuerfreie Beitrag zur Direktversicherung?

    Aktuell können bis zu 8 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung steuerfrei in die Direktversicherung eingezahlt werden. Das entspricht 2024 einem Betrag von 604 Euro monatlich oder 7.248 Euro jährlich. Sozialversicherungsfrei sind davon 4 Prozent, also 302 Euro monatlich.

    Q

    Was passiert mit meiner Direktversicherung bei Arbeitgeberwechsel?

    Deine Ansprüche sind unverfallbar und bleiben bestehen. Du hast drei Optionen: Den Vertrag privat weiterführen, zum neuen Arbeitgeber übertragen lassen oder beitragsfrei stellen. Die bereits eingezahlten Beiträge und erworbenen Ansprüche gehen in keinem Fall verloren.

    Q

    Lohnt sich eine Direktversicherung für Geringverdiener?

    Bei niedrigen Einkommen ist Vorsicht geboten. Die eingesparten Sozialabgaben können später zu deutlich niedrigeren Renten- und Arbeitslosengeldansprüchen führen. Eine Direktversicherung lohnt sich hier meist nur bei hohen Arbeitgeberzuschüssen von mindestens 20-30 Prozent.

    Q

    Welche Alternativen zur Direktversicherung gibt es in der bAV?

    Neben der Direktversicherung gibt es vier weitere Durchführungswege: Pensionskasse, Pensionsfonds, Unterstützungskasse und Direktzusage. Jede Form hat unterschiedliche Vor- und Nachteile bezüglich Sicherheit, Rendite und Flexibilität. Große Unternehmen bieten oft mehrere Optionen an.

    Q

    Muss ich im Alter Krankenversicherungsbeiträge auf die Direktversicherung zahlen?

    Ja, als gesetzlich Versicherter musst du auf die Auszahlungen den vollen Beitragssatz zur Kranken- und Pflegeversicherung zahlen – aktuell etwa 18,5 Prozent. Privatversicherte sind davon nicht betroffen. Diese Abgaben mindern die Nettoauszahlung erheblich und sollten bei der Entscheidung berücksichtigt werden.

  • Dispozinsen: So teuer ist dein Girokonto im Minus

    Dispozinsen: So teuer ist dein Girokonto im Minus

    Themen in diesem Artikel:

    • Was sind Dispozinsen?: Erfahre, wie der Dispositionskredit funktioniert und warum er deutlich teurer ist als andere Darlehensformen.
    • Zinsdeckel in der Diskussion: Verbraucherschützer:innen fordern einen Höchstwert für Dispozinsen, da die Unterschiede zwischen Banken erheblich sind.
    • Folgen der Zinswende: Seit 2022 steigen die Dispozinsen deutlich an – von durchschnittlich 9,25 auf 9,89 Prozent innerhalb von sechs Monaten.
    • Verschuldungsrisiko durch Dispo: Hohe Inflation und steigende Zinsen lassen den Dispo zur gefährlichen Überschuldungsfalle werden.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Dispozinsen können dein Girokonto schnell teuer machen. Wer sein Konto überzieht, zahlt in der Regel deutlich höhere Zinsen als bei anderen Darlehensformen. Der Dispositionskredit sollte daher nur ausnahmsweise und für wenige Tage genutzt werden. Die Zinssätze bewegten sich Ende 2022 im Durchschnitt bei knapp zehn Prozent, wobei einzelne Banken sogar fast 14 Prozent verlangten. Besonders problematisch wird es, wenn du regelmäßig im Minus bist – dann kann der Dispo schnell zur Schuldenfalle werden.

    Was sind Dispozinsen beim Girokonto?

    Wenn du ein Girokonto mit regelmäßigen Geldeingängen hast, räumt dir deine Bank in der Regel die Möglichkeit ein, es bis zu einer bestimmten Summe zu überziehen. Üblich ist dabei das Dreifache deines monatlichen Nettoeinkommens. Dieser flexible Kredit wird Dispositionskredit genannt – kurz Dispokredit oder einfach Dispo.

    Nimmst du diese Überziehungsmöglichkeit in Anspruch, zahlst du dafür deutlich höhere Zinsen als bei einem Ratenkredit, der für eine bestimmte Zeit zu festgelegten Rückzahlungsraten abgeschlossen wird. Der Dispo ist als kurzfristige Überbrückung vorübergehender Liquiditätsengpässe gedacht und nicht als langfristige Lösung, um dir Geld von der Bank zu leihen.

    📌 Gut zu wissen

    2021 nutzten bereits 6,6 Millionen Bürger:innen in Deutschland den Dispositionskredit – ein Anstieg um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung zeigt, dass viele Kontoinhaber:innen trotz der hohen Kosten auf diese teure Kreditform angewiesen sind.

    Die meisten Banken erlauben ihren Kund:innen zudem, ihr Konto über den vereinbarten Disporahmen hinaus zu überziehen. In solchen Fällen werden sogenannte Überziehungszinsen fällig, deren Satz noch deutlich über den Dispozinsen liegt. Allerdings nehmen immer mehr Banken davon Abstand und berechnen den Dispo ohne zusätzlichen Aufschlag. Überziehungszinsen fallen außerdem an, wenn dein Konto überzogen wird, obwohl die Bank dir gar keinen Dispokredit eingeräumt hatte.

    Zinsdeckel für den Dispo in der Diskussion

    Die Unterschiede bei der Höhe der Dispozinsen sind von Bank zu Bank teilweise erheblich. Für einige Finanzinstitute stellen die Einnahmen aus diesen Zinsen einen wichtigen Teil der Geschäftskalkulation dar. Daher fordern Verbraucherschützer:innen und einige Politiker:innen schon lange einen Zinsdeckel – also einen Höchstwert, der nicht überschritten werden darf und beispielsweise bei rund zehn Prozent liegen könnte. Doch bisher wurde ein solcher Schritt noch nicht umgesetzt, obwohl die Zinsspanne zwischen den günstigsten und teuersten Anbietern mehrere Prozentpunkte beträgt.

    Folgen der Zinswende: Zinsen für Dispokredite steigen deutlich

    Die Höhe der Dispozinsen ist variabel und hängt von einem Referenzzins ab, wie beispielsweise dem Drei-Monats-Euribor oder dem EZB-Leitzinssatz. Steigt dieser Referenzzins, erhöhen die Banken in der Regel auch leicht zeitversetzt die Zinsen für den Dispo.

    Während der langen Phase der Niedrigzinspolitik befanden sich die Zinssätze für den Dispositionskredit bereits auf vergleichsweise hohem Niveau. Seit der von der Europäischen Zentralbank (EZB) eingeleiteten Zinswende im Jahr 2022 steigen die Zinsen für eine Überziehung des Girokontos weiter an. Die Zeitschrift „Finanztest“ hatte im Mai 2022 einen Durchschnittszins von 9,25 Prozent ermittelt, nur sechs Monate später bereits von 9,89 Prozent. Dabei verlangte die teuerste Bank im November 2022 sogar knapp 14 Prozent Zinsen.

    💡 Tipp

    Vergleiche regelmäßig die Dispozinsen verschiedener Banken. Bei einer durchschnittlichen Überziehung von 5.000 Euro im Jahr können schon wenige Prozentpunkte Unterschied mehrere hundert Euro Ersparnis bedeuten. Ein Kontowechsel zu einer Bank mit günstigeren Konditionen kann sich schnell lohnen.

    Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die finanzielle Belastung: Wer sein Konto im Rahmen des Dispositionskredits im Schnitt um 5.000 Euro im Jahr überzieht, muss am Ende des Jahres bei den meisten Banken aufgerechnet bis zu 500 Euro oder mehr an Zinsen zahlen. Diese Summe entspricht mehr als einem durchschnittlichen Monatseinkommen vieler Haushalte.

    Steigen die Zinsen weiter, könnte es manche Verbraucher:innen hart treffen. Durch die hohe Inflation sinkt die Kaufkraft des Geldes ohnehin schon stark, sodass Kontoinhaber:innen schneller in den Dispo rutschen als zuvor. Und diese Überziehung müssen sie nun auch noch teuer bezahlen. So droht der Dispo zur gefährlichen Überschuldungsfalle zu werden.

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    Der Dispozins kann der Anfang von Verschuldungskarrieren sein

    Der Dispositionskredit ist eigentlich eine praktische Lösung: Wer nur für kurze Zeit mehr Geld benötigt als auf dem Konto zur Verfügung steht, kann seinen Dispo in Anspruch nehmen und muss sich nicht umständlich auf anderem Wege Geld leihen. Und tageweise fallen die vergleichsweise hohen Zinsen dafür kaum ins Gewicht.

    📌 Gut zu wissen

    Die hohen Zinsen des Dispokredits können einen Teufelskreis auslösen: Die Zinsbelastung frisst zusätzliches Einkommen auf, das dann wiederum fehlt, um das Konto auszugleichen. Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits am finanziellen Limit leben und regelmäßig an der Schwelle zum Minus stehen.

    Wer aber regelmäßig an der Schwelle zum Minus lebt, kann finanziell schnell in eine Abwärtsspirale geraten. Die hohen Zinsen fressen zusätzliches Einkommen auf, das dann wiederum fehlt, um das Konto auszugleichen. So entsteht ein Teufelskreis, aus dem viele Betroffene nur schwer wieder herauskommen. Der ursprünglich als flexible Überbrückungshilfe gedachte Dispo wird dann zur dauerhaften Belastung und kann der Beginn ernsthafter Verschuldungsprobleme sein.

    💡 Tipp

    Wenn du deinen Dispo länger als zwei Monate nutzt, solltest du über eine Umschuldung nachdenken. Ein Ratenkredit ist deutlich günstiger und hilft dir durch feste Raten, deine Schulden planmäßig abzubauen. Viele Banken bieten spezielle Umschuldungskredite mit besonders günstigen Konditionen an.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Wann fallen Dispozinsen auf dem Girokonto an?

    Dispozinsen fallen an, sobald mehr vom Konto abgebucht wird, als Guthaben verfügbar ist. Die Zinsen werden tagegenau berechnet und hängen vom vereinbarten Zinssatz deiner Bank ab.

    Q

    Müssen Dispozinsen monatlich beglichen werden?

    Das ist von Bank zu Bank unterschiedlich. Meist werden die Dispozinsen am Ende des Monats oder quartalsweise vom Konto abgebucht und erhöhen damit die bestehende Überziehung.

    Q

    Welche Bank hat die günstigsten Dispozinsen?

    Dispozinsen sind variabel und verändern sich oft, insofern wechseln auch die günstigsten Anbieter. Ein regelmäßiger Vergleich von Banken bezüglich der Dispozinsen lohnt sich definitiv.

    Q

    Wie hoch ist der durchschnittliche Dispozins in Deutschland?

    Ende 2022 lag der durchschnittliche Dispozins bei 9,89 Prozent. Einzelne Banken verlangten jedoch bis zu 14 Prozent, während andere deutlich günstigere Konditionen anboten.

    Q

    Was ist der Unterschied zwischen Dispozinsen und Überziehungszinsen?

    Dispozinsen fallen bei Überziehung innerhalb des vereinbarten Rahmens an. Überziehungszinsen werden fällig, wenn du über den Disporahmen hinaus ins Minus gehst oder ohne vereinbarten Dispo überziehst.

    Q

    Wie wird die Höhe des Dispokredits festgelegt?

    Die Bank legt den Disporahmen meist auf das Dreifache deines monatlichen Nettoeinkommens fest. Die genaue Höhe hängt von deiner Bonität und den regelmäßigen Geldeingängen ab.

    Q

    Warum sind Dispozinsen so viel höher als andere Kreditzinsen?

    Der Dispo ist ein flexibler, jederzeit verfügbarer Kredit ohne feste Laufzeit oder Sicherheiten. Diese Flexibilität und das höhere Risiko für die Bank rechtfertigen aus Bankensicht die höheren Zinsen.

    *Detaillierte Informationen zu Leistungen, insbesondere zu Ausschlüssen, kannst du den jeweiligen Bedingungen des Kartenproduktes entnehmen.

  • Und-Konto oder Oder-Konto? Der komplette Leitfaden für Gemeinschaftskonten

    Und-Konto oder Oder-Konto? Der komplette Leitfaden für Gemeinschaftskonten

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Ein Gemeinschaftskonto macht das Leben leichter, wenn du mit anderen Personen gemeinsam über Geld verfügst. Dabei gibt es zwei grundlegende Modelle: das Und-Konto, bei dem alle Beteiligten jeder Transaktion zustimmen müssen, und das flexiblere Oder-Konto. Welches Kontomodell für deine Situation am besten passt, hängt davon ab, wie viel Vertrauen zwischen den Kontoinhaber:innen besteht und welchen Zweck das Konto erfüllen soll. Während Paare und WGs meist Oder-Konten für den gemeinsamen Alltag nutzen, setzen Vereine und Erbengemeinschaften häufig auf die Sicherheit von Und-Konten.

    Wer braucht ein gemeinsames Girokonto?

    Ein Girokonto als Gemeinschaftskonto erleichtert allen Personen das Leben, die eine bestimmte Geldsumme für einen gemeinsamen Zweck verwalten möchten. Besonders praktisch ist es für zusammenwohnende Paare oder Wohngemeinschaften, die sich Miete und laufende Kosten teilen oder gemeinsam einkaufen gehen. Auch Erbengemeinschaften profitieren von einem gemeinsamen Konto, wenn sie den Nachlass einer verstorbenen Person verwalten müssen.

    Vereine nutzen Gemeinschaftskonten, um Mitgliedsbeiträge und Spenden transparent zu verwalten. Die Wahl zwischen Und-Konto und Oder-Konto hängt dabei entscheidend davon ab, wer Transaktionen zustimmen muss und wer im Ernstfall haftet, falls etwas schiefgeht. Diese Überlegungen solltest du bereits vor der Kontoeröffnung klären, um späteren Ärger zu vermeiden.

    💡 Tipp

    Kläre schon vor der Kontoeröffnung schriftlich, wer für welche Ausgaben zuständig ist und wie ihr mit unerwarteten Kosten umgeht. Eine klare Vereinbarung über monatliche Einzahlungen und Ausgabenlimits verhindert späteren Streit und schafft Transparenz für alle Beteiligten.

    Für den geteilten Alltag: Das Oder-Konto

    Das Oder-Konto ist die beliebteste Form des Gemeinschaftskontos für Paare und WGs, die ihre Haushaltskosten für Miete oder Lebensmittel gemeinsam abwickeln möchten. Bei diesem Kontomodell können die Kontoinhaber:innen völlig unabhängig voneinander agieren – jede:r kann Bargeld abheben, Überweisungen tätigen oder ein neues SEPA-Lastschriftmandat erteilen. Diese Flexibilität macht den Alltag deutlich unkomplizierter und ermöglicht schnelles Handeln ohne ständige Rücksprache.

    Allerdings birgt diese Freiheit auch Risiken: Theoretisch könnte eine Person ohne Wissen der anderen das Konto leerräumen oder Schulden aufnehmen. In einem solchen Fall haften alle Kontoinhaber:innen gemeinsam für die entstandenen Verbindlichkeiten. Deshalb eignen sich Oder-Konten ausschließlich für Menschen, die sich gegenseitig vollständig vertrauen und eine stabile Beziehung zueinander haben. Die praktische Handhabung im Alltag steht hier dem erhöhten Vertrauensbedarf gegenüber.

    📌 Gut zu wissen

    Bei einem Oder-Konto haftest du gesamtschuldnerisch – das bedeutet, die Bank kann sich bei Schulden an jeden einzelnen Kontoinhaber wenden und den vollen Betrag einfordern, unabhängig davon, wer die Schulden verursacht hat. Intern könnt ihr die Verantwortung zwar anders regeln, aber gegenüber der Bank steht jeder für alles gerade.

    Zustimmung erforderlich: Das Und-Konto

    Das Und-Konto stellt eine sichere Alternative zum Oder-Konto dar, bei der alle Kontoinhaber:innen bei jeder einzelnen Transaktion ihre Zustimmung geben müssen. Geld abheben, Überweisungen tätigen oder ein SEPA-Lastschriftmandat erteilen funktioniert nur gemeinsam. Diese Regelung macht das Und-Konto für den alltäglichen Bedarf und beim Onlinebanking sehr umständlich, da ständige Abstimmungen erforderlich sind.

    Der große Vorteil dieses Kontomodells liegt in der Missbrauchssicherheit: Keine Person kann ohne Wissen der anderen Transaktionen vornehmen oder beispielsweise per Überweisung private Schulden begleichen. Diese Sicherheit macht Und-Konten ideal für Situationen, in denen Menschen zu bestimmten Zwecken gemeinsam Geld verwalten müssen, das Konto aber nicht für den täglichen Gebrauch nutzen.

    Besonders geeignet sind Und-Konten für Erbengemeinschaften, die den Nachlass einer verstorbenen Person verwalten, oder für Vereine, die ihre Finanzen transparent und sicher handhaben möchten. In diesen Fällen überwiegt der Sicherheitsaspekt die Umständlichkeit im Alltag deutlich.

    💡 Tipp

    Wenn ihr ein Und-Konto nutzt, richtet für regelmäßige Zahlungen wie Miete oder Strom Daueraufträge ein, die einmalig von allen genehmigt werden. So müsst ihr nicht jeden Monat aufs Neue alle Unterschriften für wiederkehrende Ausgaben sammeln und spart Zeit bei der Kontoverwaltung.

    Und-Konten für Vereine, Erb:innen und im Todesfall

    Vereinskonten mit klaren Regelungen

    Eingetragene Vereine in Deutschland sind gesetzlich verpflichtet, ein eigenes Konto zu führen. Das Vereinsgeld – also Mitgliedsbeiträge oder Spenden – muss eindeutig vom privaten Vermögen einzelner Mitglieder getrennt sein. Einige Banken bieten sogar speziellen Extraservice für Vereinskonten an, alternativ können Vereine auch ein Geschäftskonto eröffnen.

    Die Zugriffsberechtigungen auf das Vereinskonto müssen in der Vereinssatzung festgelegt werden. Üblicherweise sind die Mitglieder des Vereinsvorstands berechtigt, Überweisungen im Namen des Vereins zu tätigen. Ein Und-Konto kann dabei Missbrauch durch einzelne Mitglieder ausschließen, da alle Vorstandsmitglieder bei jeder Transaktion zustimmen müssen.

    In der Praxis zeigt sich jedoch, dass es schwierig sein kann, für jede Überweisung die Zustimmung aller einzuholen – besonders wenn der Vorstand aus vielen Personen besteht. Deshalb erhalten in der Regel nur einige Vorstandsmitglieder stellvertretend eine Vollmacht für das Konto. All diese Regelungen müssen schriftlich dokumentiert werden, damit jederzeit klar ist, wer im Haftungsfall verantwortlich ist.

    📌 Gut zu wissen

    Vorstandsmitglieder haften bei grob fahrlässigem oder vorsätzlichem Handeln persönlich für Schäden, die dem Verein entstehen. Eine Vereinshaftpflichtversicherung und klare Vollmachtsregelungen sind daher essentiell, um die persönlichen Risiken der ehrenamtlich Tätigen zu minimieren.

    Und-Konten für Erbengemeinschaften

    Erbengemeinschaften sind ein typisches Anwendungsbeispiel für Und-Konten. Eine solche Gemeinschaft entsteht automatisch, sobald eine verstorbene Person mehrere Erb:innen hinterlässt. Diese schließen sich zu einer Erbengemeinschaft zusammen und verwalten den Nachlass gemeinsam.

    Alle Erb:innen müssen den Entscheidungen zustimmen, was mit dem Vermögen der verstorbenen Person geschieht. So wird verhindert, dass einzelne Erb:innen sich mehr vom Erbe verschaffen, als laut Recht und Testament zulässig wäre. Zum Erbe gehören auch das Geld und die Verpflichtungen auf Konten der verstorbenen Person.

    Die Bank kann diese Konten gegen Vorlage des Testaments oder Erbscheins in Nachlasskonten umwandeln, die alle Erb:innen gemeinsam als Und-Konten weiterführen. In der Regel wird ein solches Nachlasskonto aufgelöst, sobald sich alle Fragen aus dem Nachlass geklärt haben und die Besitzverhältnisse eindeutig sind. Bis dahin bietet das Und-Konto Sicherheit für alle Beteiligten.

    📌 Gut zu wissen

    Wegen der zunehmenden Bedeutung von Onlinebanking kann es mitunter schwierig sein, bei einzelnen Überweisungen die Zustimmung aller Beteiligten einzuholen oder zu überprüfen. Deshalb bieten viele Banken keine Und-Konten mehr an. Prüfe vorab, welche Banken in deiner Region noch Und-Konten führen und welche technischen Möglichkeiten für die gemeinsame Kontoführung bestehen.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was ist der Hauptunterschied zwischen Und-Konto und Oder-Konto?

    Beim Oder-Konto kann jede:r Kontoinhaber:in unabhängig Transaktionen durchführen, während beim Und-Konto alle Inhaber:innen jeder einzelnen Transaktion zustimmen müssen. Das Oder-Konto ist flexibler für den Alltag, das Und-Konto bietet mehr Sicherheit gegen Missbrauch.

    Q

    Kann ich ein bestehendes Einzelkonto in ein Gemeinschaftskonto umwandeln?

    Die meisten Banken ermöglichen die Umwandlung eines Einzelkontos in ein Gemeinschaftskonto. Dazu müssen alle zukünftigen Kontoinhaber:innen gemeinsam bei der Bank erscheinen, sich legitimieren und die entsprechenden Vertragsänderungen unterzeichnen. Beachte, dass ab diesem Zeitpunkt alle Inhaber:innen gleichberechtigt über das Konto verfügen können.

    Q

    Was passiert mit einem Oder-Konto, wenn eine:r der Kontoinhaber:innen verstirbt?

    Bei einem Oder-Konto können die überlebenden Kontoinhaber:innen weiterhin über das Konto verfügen. Die Erb:innen der verstorbenen Person treten automatisch in die Rechtsposition ein und werden Mitinhaber:innen. Um Streitigkeiten zu vermeiden, sollten alle Beteiligten schnellstmöglich klären, wie mit dem Konto weiter verfahren wird.

    Q

    Wie kann ich als Kontoinhaber:in aus einem Gemeinschaftskonto aussteigen?

    Der Ausstieg aus einem Gemeinschaftskonto ist nur mit Zustimmung aller Kontoinhaber:innen möglich. Ihr müsst gemeinsam bei der Bank erscheinen und die Vertragsänderung unterzeichnen. Alternativ kann das Konto komplett aufgelöst werden. Bei Uneinigkeit bleibt oft nur die Kündigung des gesamten Kontos, die bei einem Oder-Konto jede:r Inhaber:in allein vornehmen kann.

    Q

    Können bei einem Gemeinschaftskonto unterschiedliche Verfügungsrahmen festgelegt werden?

    Nein, bei einem echten Gemeinschaftskonto haben alle Inhaber:innen die gleichen Rechte und denselben Verfügungsrahmen. Unterschiedliche Limits sind rechtlich nicht möglich. Wenn unterschiedliche Berechtigungen gewünscht sind, solltet ihr stattdessen ein Konto auf eine Person eröffnen und den anderen Personen Vollmachten mit individuellen Einschränkungen erteilen.

    Q

    Wie wirkt sich ein Gemeinschaftskonto auf meine Schufa-Auskunft aus?

    Ein Gemeinschaftskonto wird bei der Schufa für alle Kontoinhaber:innen eingetragen. Bei negativen Vorfällen wie Kontoüberziehungen oder Pfändungen werden alle Inhaber:innen gleichermaßen belastet. Das kann sich negativ auf die Kreditwürdigkeit aller Beteiligten auswirken, unabhängig davon, wer den Vorfall verursacht hat.

  • Girokonto: Zentraler Faktor im modernen Zahlungsverkehr

    Girokonto: Zentraler Faktor im modernen Zahlungsverkehr

    Themen in diesem Artikel:

    • Das Girokonto als Grundlage: Erfahre, warum das Girokonto die zentrale Instanz im bargeldlosen Zahlungsverkehr ist und wie der Begriff „Giro“ den ständigen Geldkreislauf beschreibt.
    • Bargeldloser Zahlungsverkehr in Deutschland: Entdecke beeindruckende Zahlen: 109 Millionen Girokonten, über sieben Billionen Überweisungen und warum jede Person in der EU ein Recht auf ein Basiskonto hat.
    • Geschäftskonten für Unternehmen: Verstehe, wann ein separates Geschäftskonto notwendig ist und warum die Trennung von privaten und geschäftlichen Transaktionen sinnvoll ist.
    • Sparkonto, Tagesgeld und Festgeld: Lerne die Unterschiede zwischen verschiedenen Kontoarten kennen und welche Möglichkeiten sie für dein Geld bieten.
    • Die Zukunft des Bargeldes: Erfahre, wie sich das Zahlungsverhalten in Deutschland verändert und warum bargeldlose Transaktionen erstmals häufiger sind als Barzahlungen.

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Zentraler Faktor: Girokonto im Zahlungsverkehr

    In unserem Wirtschaftssystem zirkuliert ständig Geld zwischen Personen, Unternehmen und Behörden. Das Girokonto ist dabei die zentrale Instanz, die diesen Kreislauf ermöglicht und den bargeldlosen Zahlungsverkehr überhaupt erst möglich macht. Mit über 109 Millionen Girokonten in Deutschland und mehr als sieben Billionen Überweisungen jährlich bildet es das Rückgrat unserer modernen Finanzwelt.

    Ob Gehalt, Miete oder Stromkosten – ohne Girokonto ist die Teilnahme am modernen Wirtschaftsleben kaum noch vorstellbar. Deshalb hat jede Person, die sich rechtmäßig in der Europäischen Union aufhält, das Recht auf ein Basiskonto mit den wichtigsten Grundfunktionen. Doch was genau macht das Girokonto so unverzichtbar, welche weiteren Kontoarten gibt es und wie entwickelt sich der Zahlungsverkehr in Deutschland?

    Das Girokonto: Herzstück des Zahlungsverkehrs

    Das Girokonto bildet die Grundlage des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Der Begriff „Giro“ stammt aus dem Italienischen und bedeutet Kreis, Umkreis oder Runde. Diese Bezeichnung beschreibt perfekt den ständigen Kreislauf des Geldes zwischen Personen, Unternehmen und Institutionen über ihre Konten.

    Über dein Girokonto wickelst du alle Instrumente des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ab: Überweisungen, Lastschriften, Kartenzahlungen sowie Bargeldabhebungen und -einzahlungen. Eine Kontoverbindung ist für Privatpersonen und Unternehmen die absolute Grundvoraussetzung, um am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen zu können. Ohne diese zentrale Anlaufstelle wäre der moderne Finanzalltag undenkbar.

    📌 Gut zu wissen

    Das Girokonto trägt verschiedene Namen: Zahlungsverkehrskonto, Sichtkonto oder laufendes Konto. All diese Bezeichnungen beschreiben dieselbe zentrale Funktion – die Abwicklung deiner täglichen Geldgeschäfte.

    Hier gehen alle Geldeingänge wie Gehalt, Rente oder Kindergeld ein, und von hier aus werden alle Geldausgänge wie Miete, Stromkosten oder Handyverträge beglichen.

    Standardmäßig erhältst du zu deinem Girokonto eine Girocard, die oft noch unter dem alten Namen EC-Karte bekannt ist. Mit ihr kannst du im Handel bargeldlos bezahlen. Daneben gibt es weitere Kartentypen wie Kreditkarten, Debit-Karten oder Prepaid-Kreditkarten, die mit deinem Girokonto verknüpft sein können und dir zusätzliche Flexibilität im Zahlungsverkehr bieten.

    Bargeldloser Zahlungsverkehr: Beeindruckende Dimensionen

    Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Deutschland gibt es mehr Girokonten als Einwohner:innen – nämlich 109 Millionen Konten, Stand 2020. Mehr als 1.500 Banken und Sparkassen sind in Deutschland registriert und bieten Konten und Kredite für ihre Kund:innen an. Diese enorme Infrastruktur ermöglicht einen reibungslosen Zahlungsverkehr im gesamten Land.

    Im Jahr 2021 fanden mehr als sieben Billionen Überweisungen im bargeldlosen Zahlungsverkehr statt. Allein aufgrund dieser enormen Anzahl müssen diese Prozesse voll automatisiert und computergesteuert ablaufen. Ohne moderne Technologie wäre die Bewältigung dieser Transaktionsmenge schlichtweg unmöglich.

    💡 Tipp

    Vergleiche verschiedene Girokonto-Angebote, bevor du dich entscheidest. Achte dabei nicht nur auf Kontoführungsgebühren, sondern auch auf kostenlose Bargeldabhebungen, Dispozinsen und zusätzliche Services wie kontaktloses Bezahlen oder Mobile Banking.

    Noch beeindruckender wird es, wenn man die Gesamtsumme betrachtet: 26.193 Millionen bargeldlose Transaktionen wie Lastschriften, Abbuchungen oder Überweisungen fanden 2021 in Deutschland statt. Dabei wurden 65,8 Billionen Euro durch bargeldlose Zahlungen umgesetzt – so viel wie in keinem anderen Land der EU. Diese Zahlen unterstreichen die zentrale Bedeutung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs für die deutsche Wirtschaft.

    Weil ein Konto Grundvoraussetzung ist, um problemlos den finanziellen Alltag zu meistern, hat jede Person, die sich rechtmäßig in der Europäischen Union aufhält, das Recht auf ein Basiskonto. Dieses Basiskonto bietet die wichtigsten Grundfunktionen eines Girokontos. Banken können zwar einen Antrag auf Eröffnung eines regulären Girokontos ablehnen, müssen dann aber wenigstens ein Basiskonto anbieten. Diese Regelung stellt sicher, dass niemand vom bargeldlosen Zahlungsverkehr ausgeschlossen wird.

    Ein Girokonto für Unternehmen: Trennung ist Trumpf

    Ab einer bestimmten Rechtsform wie einer UG oder GmbH ist es notwendig, ein Geschäftskonto zu führen. Diese rechtliche Verpflichtung dient der klaren Trennung zwischen privatem und geschäftlichem Vermögen. Selbstständige wie Gewerbetreibende oder Freiberufler:innen könnten theoretisch ihr Privatkonto für geschäftliche Transaktionen nutzen.

    📌 Gut zu wissen

    Viele Banken verbieten in ihren AGBs die geschäftliche Nutzung von Privatkonten. Bei Verstößen kann die Bank das Konto kündigen. Prüfe daher immer die Geschäftsbedingungen deiner Bank, bevor du dein Privatkonto geschäftlich nutzt.

    Sinnvoll ist dies jedoch nicht. Allein aufgrund der Übersichtlichkeit, aber auch aus steuerlichen und buchhalterischen Gründen ist es ratsam, geschäftliche Transaktionen von privaten Transaktionen zu trennen. Ein separates Geschäftskonto erleichtert die Buchhaltung erheblich und macht die Steuererklärung wesentlich einfacher. Zudem wirkt ein professionelles Geschäftskonto seriöser gegenüber Geschäftspartner:innen und Kund:innen.

    Die klare Trennung hilft dir auch dabei, den Überblick über deine geschäftlichen Einnahmen und Ausgaben zu behalten. Du erkennst auf einen Blick, wie sich dein Unternehmen entwickelt, ohne private Transaktionen herausrechnen zu müssen. Diese Transparenz ist nicht nur für dich selbst wertvoll, sondern auch für das Finanzamt und potenzielle Geschäftspartner:innen.

    Sparkonto, Tagesgeldkonto und Festgeldkonto: Alternativen zum Girokonto

    Neben der gängigsten Form eines Bankkontos, dem Girokonto, gibt es noch weitere Kontoarten, die unterschiedliche Zwecke erfüllen. Das Sparkonto ist nicht für den täglichen Zahlungsverkehr zugelassen, sondern ausschließlich zum Sparen gedacht. Auf ein und von einem Sparkonto kannst du keine Überweisung senden oder erhalten oder es mit einer Bankkarte verknüpfen. Das Guthaben auf dem Sparkonto wird in der Regel verzinst, was es zu einer attraktiven Option für längerfristiges Sparen macht.

    Ein Tagesgeldkonto ermöglicht dir, kurzfristig Geld zu parken, ohne auf Flexibilität verzichten zu müssen. Du kannst täglich über das Geld verfügen und Geld von deinem Tagesgeldkonto auf dein Girokonto transferieren. Häufig wird das Guthaben auf Tagesgeldkonten verzinst, wobei die Zinssätze variieren können. Dein Sparen auf einem solchen Tagesgeldkonto ist nicht mit einer festen Laufzeit verbunden, was dir maximale Flexibilität bietet.

    💡 Tipp

    Nutze die 3-Konten-Strategie für optimale Finanzen: Ein Girokonto für den Zahlungsverkehr, ein Tagesgeldkonto für den Notgroschen (3-6 Monatsgehälter) und ein Festgeldkonto für mittelfristige Sparziele. So hast du für jeden Zweck das passende Konto.

    Festgelder eignen sich für langfristige Anlagen ab 30 Tage. Ein Festgeldkonto wird mit einem vorher vereinbarten Zins über eine festgelegte Laufzeit eröffnet. Über das Geld kannst du während der Laufzeit nicht verfügen, dafür wird es in der Regel höher verzinst als Geld auf einem Girokonto, auf das du jederzeit zugreifen kannst. Die Zinsen werden meist jährlich oder am Ende der Laufzeit ausgezahlt. Diese Kontoart eignet sich besonders für Geld, das du mittelfristig nicht benötigst und gewinnbringend anlegen möchtest.

    Abschied von Scheinen und Münzen: Die Zukunft des Zahlungsverkehrs

    Weiterhin gilt Deutschland als Land der Bargeldliebhaber:innen, aber die Liebe bröckelt zusehends. Im Jahr 2019 wurde im Handel erstmalig häufiger mit Girocard als mit Bargeld bezahlt – ein historischer Wendepunkt im deutschen Zahlungsverhalten. Diese Entwicklung zeigt, dass auch die traditionell bargeldaffinen Deutschen zunehmend die Vorteile des bargeldlosen Zahlens erkennen und nutzen.

    Die Nachbarländer sind bereits viel digitaler aufgestellt und zeigen, wohin die Reise gehen könnte. In Schweden etwa läuft der Umsatz im Einzelhandel bereits zu 95 Prozent bargeldlos. Die skandinavischen Länder sind Vorreiter in Sachen digitaler Zahlungsverkehr. 2030 soll das Bargeld in Schweden sogar komplett abgeschafft werden und nur noch Bezahlung per Karte oder App möglich sein.

    📌 Gut zu wissen

    Trotz der zunehmenden Digitalisierung: In Deutschland besteht keine Pflicht, bargeldlose Zahlungen zu akzeptieren. Bargeld ist das einzige gesetzliche Zahlungsmittel, das Händler annehmen müssen – sofern sie keine andere Vereinbarung treffen.

    Auch in Deutschland und anderen Teilen Europas wird die Abschaffung des Bargeldes immer mal wieder diskutiert. Ein häufig genanntes Argument ist die bessere Bekämpfung der Kriminalität, da Bargeldtransaktionen schwerer nachvollziehbar sind als digitale Zahlungen. Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich Datenschutz und der finanziellen Inklusion aller Bevölkerungsgruppen.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was bedeutet der Begriff „Giro“ beim Girokonto?

    Der Begriff „Giro“ stammt aus dem Italienischen und bedeutet Kreis, Umkreis oder Runde. Diese Bezeichnung beschreibt perfekt den ständigen Kreislauf des Geldes zwischen Personen, Unternehmen und Institutionen über ihre Konten im bargeldlosen Zahlungsverkehr.

    Q

    Hat wirklich jeder ein Recht auf ein Girokonto?

    Ja, jede Person, die sich rechtmäßig in der EU aufhält, hat das Recht auf ein Basiskonto mit den wichtigsten Grundfunktionen. Banken können zwar einen regulären Girokonto-Antrag ablehnen, müssen dann aber wenigstens ein Basiskonto anbieten. Diese Regelung gilt seit 2016 und stellt sicher, dass niemand vom bargeldlosen Zahlungsverkehr ausgeschlossen wird.

    Q

    Wie viele bargeldlose Transaktionen finden täglich in Deutschland statt?

    In Deutschland finden täglich etwa 72 Millionen bargeldlose Transaktionen statt. Im Jahr 2021 waren es insgesamt 26.193 Millionen Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 65,8 Billionen Euro – mehr als in jedem anderen EU-Land. Diese enorme Anzahl wird nur durch vollautomatisierte und computergesteuerte Prozesse möglich.

    Q

    Wann sollte ich ein separates Geschäftskonto eröffnen?

    Bei Kapitalgesellschaften wie UG oder GmbH ist ein Geschäftskonto Pflicht. Selbstständige und Freiberufler sollten aus praktischen Gründen ein separates Geschäftskonto führen: Es erleichtert die Buchhaltung, macht die Steuererklärung einfacher und wirkt professioneller. Zudem verbieten viele Banken die geschäftliche Nutzung von Privatkonten in ihren AGBs.

    Q

    Welche Alternativen zum Girokonto gibt es für mein Erspartes?

    Für Erspartes eignen sich Tagesgeldkonten (täglich verfügbar, variable Zinsen), Festgeldkonten (feste Laufzeit ab 30 Tagen, höhere Zinsen) oder klassische Sparkonten. Die 3-Konten-Strategie empfiehlt: Girokonto für den Zahlungsverkehr, Tagesgeldkonto für den Notgroschen und Festgeldkonto für mittelfristige Sparziele.

    Q

    Wird das Bargeld in Deutschland bald abgeschafft?

    Eine komplette Bargeldabschaffung ist in Deutschland aktuell nicht geplant, auch wenn seit 2019 erstmals häufiger mit Karte als mit Bargeld bezahlt wird. Während Länder wie Schweden bis 2030 komplett bargeldlos werden wollen, ist Bargeld in Deutschland das einzige gesetzliche Zahlungsmittel. Die Diskussion über eine Abschaffung wird jedoch regelmäßig geführt.

  • Lastschrift: Alles über SEPA-Lastschrift & Rückbuchung

    Lastschrift: Alles über SEPA-Lastschrift & Rückbuchung

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Das Lastschriftverfahren macht wiederkehrende Zahlungen von deinem Girokonto schnell und unkompliziert möglich. Seit Einführung des SEPA-Verfahrens funktionieren sämtliche Lastschriften europaweit nach einheitlichen Standards und sind eindeutig identifizierbar. Sollte es dennoch zu einer betrügerischen Abbuchung auf deinem Konto kommen, kannst du sie innerhalb bestimmter Fristen problemlos rückgängig machen. Wir erklären dir alle wichtigen Aspekte rund um das Thema Lastschrift.

    Was ist eine Lastschrift?

    Bei der Lastschrift ermächtigst du Dritte, einen bestimmten Betrag von deinem Girokonto einziehen zu dürfen. Die Abbuchungen können je nach Vereinbarung einmalig oder regelmäßig stattfinden, wobei sowohl das Ausführungsdatum als auch die Höhe des Betrags variieren können. Ausgelöst wird die Abbuchung immer von den Zahlungsempfänger:innen – das unterscheidet sie grundlegend vom Dauerauftrag.

    Der Dauerauftrag bildet das Gegenstück zur Lastschrift. Er kann ausschließlich von den Kontoinhaber:innen selbst ausgelöst werden und lässt keine Variation bei der Betragshöhe oder dem Abbuchungsdatum zu. Diese Flexibilität macht die Lastschrift besonders praktisch für Zahlungen mit wechselnden Beträgen.

    💡 Tipp

    Prüfe bei neuen Lastschriftmandaten immer genau, welchen maximalen Betrag und welche Abbuchungshäufigkeit du autorisierst. Viele Anbieter bieten dir die Möglichkeit, ein Betragslimit festzulegen – nutze diese Option, um dich vor unerwarteten hohen Abbuchungen zu schützen.

    Typische Anwendungsfälle für Lastschriftverfahren findest du im Alltag häufig: Abonnements für Streamingdienste wie Netflix oder Spotify nutzen diese Zahlungsart ebenso wie Mobilfunkverträge, Internet- und Festnetzanschlüsse. Auch Abschlagszahlungen für Strom und Gas, Mitgliedsbeiträge für Vereine sowie Versicherungsbeiträge werden üblicherweise per Lastschrift eingezogen.

    Einzugsverfahren und Abbuchungsverfahren erklärt

    In Deutschland kommen grundsätzlich zwei Formen der Lastschrift zum Einsatz: das Abbuchungsverfahren und das Einzugsermächtigungsverfahren. Beide Varianten unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, wer die Abbuchung bei der Bank auslöst. Diese klassischen Verfahren werden seit 2009 schrittweise vom SEPA-Lastschriftverfahren abgelöst, bestehende Lastschriften behalten allerdings nach wie vor ihre Gültigkeit.

    Lastschrift im Einzugsermächtigungsverfahren

    Bei dieser Form der Lastschrift werden Zahlungsempfänger:innen schriftlich von den Zahlungspflichtigen ermächtigt, einen vorher definierten Betrag von deren Girokonto einzuziehen. Das Einzugsverfahren ist speziell für den innerdeutschen Zahlungsverkehr zwischen Privatpersonen und Unternehmen vorgesehen. Ein wichtiger Vorteil für Verbraucher:innen: Abgebuchte Lastschriften können innerhalb einer bestimmten Frist auf das eigene Girokonto zurückgebucht werden.

    Lastschrift im Abbuchungsverfahren

    Erteilen Zahlungspflichtige selbst der Bank einen Abbuchungsauftrag, spricht man von einer Lastschrift im Abbuchungsverfahren. Sie kommt in der Regel nur bei Zahlungen zwischen Unternehmen vor, da eine Rückbuchung nicht möglich ist. Für Unternehmen ist sie besonders interessant, weil die geleistete Zahlung auch im Falle einer Insolvenz des Zahlungspflichtigen nicht vom Konto des Zahlungsempfängers zurückgeholt werden kann.

    📌 Gut zu wissen

    Das Abbuchungsverfahren wird hauptsächlich im B2B-Bereich genutzt und bietet keine Widerrufsmöglichkeit. Als Privatperson wirst du damit normalerweise nicht in Berührung kommen, da für Verbraucherzahlungen fast ausschließlich das Einzugsermächtigungsverfahren oder SEPA-Lastschriften verwendet werden.

    Was ist die SEPA-Lastschrift?

    SEPA steht für „Single Euro Payments Area“ und bezeichnet ein einheitliches Lastschriftverfahren für den Geldtransfer im Euro-Raum. Dazu zählen alle Länder der Europäischen Union, Großbritannien, Liechtenstein, die Schweiz, Monaco, San Marino, Island und Norwegen. Durch das SEPA-Verfahren sind Lastschriften europaweit möglich und folgen überall denselben Standards.

    Zahlungsempfänger:innen benötigen zur Durchführung nur deine IBAN, manchmal auch den BIC deiner Bank. SEPA-Lastschriftmandate werden mit einer Mandatsreferenz gekennzeichnet und sind dadurch eindeutig nachvollziehbar. Zusätzlich kommen Identifikationsnummern für Zahlungsempfänger:innen und die verpflichtende Angabe eines Verwendungszweckes zum Einsatz. Diese Transparenz schützt dich als Kontoinhaber:in vor unklaren oder nicht nachvollziehbaren Abbuchungen.

    💡 Tipp

    Bewahre alle SEPA-Mandate gut auf oder speichere sie digital ab. Die Mandatsreferenz hilft dir später dabei, Abbuchungen zuzuordnen und bei Bedarf zu widersprechen. Viele Banken zeigen die Mandatsreferenz auch direkt in den Umsatzdetails deines Online-Bankings an.

    Lastschrift zurückholen – so geht’s

    Du kannst bereits durchgeführte Lastschriften problemlos zurück auf dein Girokonto buchen lassen. Grundsätzlich gilt bei einer Lastschrift im Einzugsermächtigungsverfahren eine sechswöchige Widerrufsfrist ab Rechnungsabschluss, bei SEPA-Verfahren sind es acht Wochen. Diese Fristen geben dir ausreichend Zeit, deine Kontoauszüge zu prüfen und bei Bedarf zu reagieren.

    Bist du der Meinung, jemand bucht dir unrechtmäßig und in betrügerischer Absicht Geld von deinem Konto ab, kannst du deine Bank auch nach dieser Frist zur sofortigen Rückbuchung veranlassen. Handelt es sich um eine ungenehmigte SEPA-Lastschrift, gilt eine deutlich längere Widerrufsfrist von 13 Monaten ab dem Datum der Belastung.

    📌 Gut zu wissen

    Du bist verpflichtet, regelmäßig deine Kontoauszüge zu prüfen. Bemerkst du eine unrechtmäßige Abbuchung erst sehr spät, kann dir ein Mitverschulden angelastet werden. Banken dürfen dir für Lastschriftrückgaben keine Gebühren berechnen – nur bei Widerruf rechtmäßiger Abbuchungen können beim Empfänger Kosten entstehen.

    In jedem Fall solltest du den Zahlungsempfangenden für weitere Abbuchungen von deinem Girokonto sperren lassen, um zusätzlichen Schaden zu vermeiden.

    Girocard und Lastschriftverfahren

    Bezahlst du an der Kasse mit deiner Girocard, kommt eine Lastschrift im Einzugsermächtigungsverfahren zustande. Du erteilst mit deiner Unterschrift auf dem Kassenbon dem Zahlungsempfänger – also dem Supermarkt oder der Tankstelle – die einmalige Erlaubnis, den fälligen Betrag von deinem Girokonto einzuziehen.

    Dieses Verfahren wird auch als „elektronisches Lastschriftverfahren“ (ELV) bezeichnet und unterscheidet sich vom PIN-Verfahren, bei dem die Zahlung sofort autorisiert und gebucht wird. Der Vorteil für Händler: Sie sparen sich die Gebühren für EC-Cash-Transaktionen. Der Nachteil: Bei nicht gedecktem Konto trägt der Händler das Risiko.

    💡 Tipp

    Achte beim Bezahlen mit der Girocard darauf, ob du per PIN oder Unterschrift zahlst. Bei der PIN-Eingabe wird sofort geprüft, ob dein Konto gedeckt ist. Bei der Unterschrift erfolgt die Abbuchung erst später per Lastschrift – stelle sicher, dass dein Konto dann ausreichend gedeckt ist.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was ist der Unterschied zwischen Lastschrift und Überweisung?

    Bei der Überweisung initiierst du als Kontoinhaber:in selbst die Zahlung, bei der Lastschrift erteilst du dem Empfänger die Erlaubnis zum Geldeinzug. Die Lastschrift kann widerrufen werden, eine Überweisung ist nach Ausführung endgültig.

    Q

    Kann ich eine Lastschrift stoppen, bevor sie abgebucht wird?

    Ja, du kannst bei deiner Bank eine Lastschriftsperre für bestimmte Zahlungsempfänger einrichten oder das gesamte Lastschriftmandat widerrufen. Dies muss rechtzeitig vor der geplanten Abbuchung erfolgen, am besten mindestens einen Bankarbeitstag vorher.

    Q

    Was passiert bei einer geplatzten Lastschrift?

    Bei unzureichender Kontodeckung wird die Lastschrift von der Bank zurückgegeben. Dir entstehen dadurch Rücklastschriftgebühren deiner Bank und möglicherweise Mahngebühren des Zahlungsempfängers. Die Kosten können zwischen 5 und 15 Euro pro geplatzter Lastschrift liegen.

    Q

    Brauche ich für jede Lastschrift ein neues SEPA-Mandat?

    Nein, ein SEPA-Mandat kann für wiederkehrende Zahlungen unbegrenzt gültig sein. Es erlischt automatisch, wenn 36 Monate lang keine Abbuchung erfolgt ist. Für einmalige Zahlungen gilt das Mandat nur für eine einzelne Transaktion.

    Q

    Wie erkenne ich eine betrügerische Lastschrift?

    Prüfe regelmäßig deine Kontoauszüge auf unbekannte Abbuchungen. Achte auf den Verwendungszweck und die Mandatsreferenz. Kannst du eine Abbuchung nicht zuordnen, kontaktiere sofort deine Bank. Betrügerische Lastschriften haben oft kryptische Verwendungszwecke oder fehlerhafte Mandatsangaben.

    Q

    Kann ich Lastschriften auch vom Geschäftskonto durchführen lassen?

    Ja, Lastschriften funktionieren sowohl mit Privat- als auch mit Geschäftskonten. Bei Geschäftskonten gibt es spezielle SEPA-Firmenlastschriften (B2B), die andere Fristen und Bedingungen haben als normale SEPA-Basislastschriften für Verbraucher.

  • Girocard vs. EC-Karte: Alles über Debit-Zahlungssysteme

    Girocard vs. EC-Karte: Alles über Debit-Zahlungssysteme

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Girocard, Maestro, V-Pay: So funktioniert das Debit-Zahlungssystem

    Die Girocard ist seit 2007 der offizielle Nachfolger der EC-Karte und ermöglicht dir bargeldloses Bezahlen sowie Geldabhebungen am Automaten. Diese Umstellung brachte wichtige Verbesserungen: ein vereinheitlichtes deutsches Zahlungssystem, einfachere bargeldlose Zahlungen in der EU und eine deutlich höhere internationale Akzeptanz deiner Debit-Karte. Während beide Karten grundsätzlich ähnlich funktionieren, unterscheiden sie sich wesentlich in Sicherheit und Zahlungssystem.

    Kurz erklärt: Die EC-Karte

    Das Kürzel EC stand ursprünglich für das Eurocheque-Verfahren aus den 1970er-Jahren, das bargeldloses Bezahlen per Scheck ermöglichte. Diese Technologie entwickelte sich später zum Electronic-Cash-Verfahren weiter, bei dem der Bezahlvorgang nicht mehr auf Papier, sondern auf einer Plastikkarte mit Magnetstreifen in Verbindung mit deiner PIN basierte.

    Mit der EC-Karte konntest du als Karteninhaber:in bargeldlos in Geschäften zahlen und Geld an Geldautomaten abheben. Als Debit-Karte bot sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem klassischen Scheck: Die Information über ausreichende Kontodeckung lag sofort vor, während beim Scheck zum Zeitpunkt der Zahlung nicht nachvollziehbar war, ob er gedeckt ist.

    📌 Gut zu wissen

    Im Jahr 2007 löste die Girocard die EC-Karte ab. Der Begriff „EC-Karte“ wird jedoch im Alltag immer noch häufig verwendet, obwohl es sich technisch gesehen nicht mehr um EC-Karten, sondern um Girocards handelt. Die Banken und Sparkassen legten das EC- und das deutsche Geldautomatensystem zusammen, um ein einheitlicheres und sichereres System zu schaffen.

    Diese Umstellung verfolgte drei zentrale Ziele: die Vereinheitlichung des deutschen Zahlungssystems, die Vereinfachung bargeldloser Zahlungen in der EU und eine höhere internationale Akzeptanz der deutschen Debit-Karten.

    Quick-Info: Das Debit-Kartensystem

    Debit bedeutet übersetzt Lastschrift. Wenn deine Bezahlkarte eine Debit-Karte ist, bedeutet das eine direkte Verknüpfung mit einem bestimmten Bankkonto, zum Beispiel deinem Girokonto. Dadurch ist ein direkter Zugriff auf die auf dem Konto befindlichen Geldmittel möglich und Beträge können unmittelbar abgebucht werden – vorausgesetzt, dein Konto ist ausreichend gedeckt.

    Darin besteht auch der größte Unterschied zur Kreditkarte, bei der dir als Inhaber:in ein Kredit gewährt wird. Während bei der Kreditkarte Zahlungen gesammelt und später abgerechnet werden, erfolgt bei der Debit-Karte die Belastung deines Kontos sofort. Diese unmittelbare Abbuchung gibt dir eine bessere Kontrolle über deine Ausgaben und verhindert, dass du mehr Geld ausgibst als tatsächlich verfügbar ist.

    💡 Tipp

    Nutze die sofortige Abbuchung der Debit-Karte zu deinem Vorteil: Führe ein Haushaltsbuch oder nutze Banking-Apps mit Ausgabenanalyse, um deine Finanzen im Blick zu behalten. So siehst du direkt, wofür du dein Geld ausgibst und kannst dein Budget besser planen. Viele Banken bieten mittlerweile auch Push-Benachrichtigungen bei jeder Transaktion an.

    Girocard und EC-Karte: Der Unterschied

    Die synonyme Verwendung der Begriffe EC-Karte und Girocard ist naheliegend: Beide Karten sind Debit-Karten für das bargeldlose Bezahlen und für Bargeldabhebungen am Geldautomaten. Unterschiede bestehen zwischen EC-Karte und Girocard lediglich bei der Sicherheit und dem Zahlungssystem, die jedoch erhebliche Auswirkungen auf deine tägliche Nutzung haben.

    Mehr Sicherheit durch Mikrochip

    Die EC-Karten waren mit einem Magnetstreifen ausgestattet. Bei der Girocard findet der Zahlungsverkehr über den ebenfalls auf der Karte befindlichen Mikrochip statt. Das sorgt für deutlich mehr Sicherheit für dich als Kund:in: Die auf dem Chip gespeicherten Daten können nicht ausgelesen und beispielsweise für Identitätsmissbrauch genutzt werden.

    Über einen Magnetstreifen verfügen Girocards zwar immer noch, allerdings nur für das Elektronische Lastschriftverfahren, abgekürzt mit ELV. Bei diesem Verfahren erfolgt die Legitimation aus Sicherheitsgründen zusätzlich durch deine Unterschrift, was eine weitere Sicherheitsebene darstellt.

    📌 Gut zu wissen

    Girocards können mit verschiedenen Zahlungssystemen ausgestattet sein. Mit welchem Zahlungssystem deine Girocard ausgestattet ist, erkennst du am jeweiligen Maestro- oder V-Pay-Logo, das du zusätzlich zum Girocard-Logo auf der Karte findest. Während beispielsweise die Sparkassen mit Maestro arbeiten, tragen die meisten Girocards der Volksbanken das V-Pay-Logo.

    Maestro und V-Pay: Zahlungssysteme der Girocard

    Beim Nutzen der Girocard im Ausland ist wichtig zu wissen: Wenn deine Girocard mit einem Zahlungssystem wie Maestro oder V-Pay ausgestattet ist, kannst du sie auch international zum bargeldlosen Bezahlen oder Geldabheben verwenden. Einfache Girocards ohne Zahlungssystem können nur innerhalb Deutschlands genutzt werden, was deine Flexibilität auf Reisen erheblich einschränkt.

    Unterschiede zwischen Maestro und V-Pay

    Girocards sind mit einem Magnetstreifen und mit einem Mikrochip ausgestattet, die alle erforderlichen Informationen für eine erfolgreiche Transaktion beinhalten. Girocards mit V-Pay können allerdings nur die Daten auf dem Chip auslesen, sodass bei jeder Transaktion eine PIN-Eingabe erforderlich ist. Diese Einschränkung erhöht zwar die Sicherheit, kann aber in manchen Situationen als umständlich empfunden werden.

    Beim Zahlungssystem Maestro hingegen, das auch auf die Daten des Magnetstreifens zugreifen kann, ist oft nur deine Unterschrift für die Identifikation ausreichend. Damit ist das V-Pay-Zahlungssystem zwar etwas sicherer, dafür punktet Maestro wenn es um Zahlungen im außereuropäischen Ausland geht.

    💡 Tipp

    Plane deine Reisen vorausschauend: Für Reisen innerhalb Europas ist V-Pay völlig ausreichend und bietet mehr Sicherheit. Für weltweite Reisen solltest du eine Karte mit Maestro-Funktion oder zusätzlich eine Kreditkarte mitnehmen. Informiere dich vor Reiseantritt bei deiner Bank über die Akzeptanz deiner Karte im Zielland und mögliche Gebühren.

    In den USA beispielsweise können einige EC-Terminals die Chipdaten nicht auslesen und Bezahlungen nicht durchführen. Denn während Maestro weltweit funktioniert, ist V-Pay vornehmlich auf Europa beschränkt. Diese geografische Einschränkung kann für dich auf Reisen außerhalb Europas zu Problemen führen, weshalb die Wahl des Zahlungssystems von deinen Reisegewohnheiten abhängen sollte.

    Abschaffung von Maestro und V-Pay

    Ab Juli 2023 schafft Mastercard das Zahlungssystem Maestro sukzessive ab: Abgelaufene Girocards mit Maestro-Funktion werden nicht mehr ersetzt. Diese Karten sind dann nicht mehr im Ausland nutzbar, was für viele Karteninhaber:innen eine erhebliche Einschränkung bedeutet.

    📌 Gut zu wissen

    Die Banken der davon betroffenen Kund:innen könnten nun auf V-Pay umsteigen – doch auch dieses Zahlungssystem soll auslaufen und ersetzt werden. Viele Banken setzen bereits auf Debit-Mastercards oder Visa-Debitkarten als Nachfolger. Diese neuen Karten kombinieren die Vorteile einer Debitkarte mit der weltweiten Akzeptanz von Mastercard oder Visa.

    Diese Entwicklung markiert einen wichtigen Wendepunkt im deutschen Zahlungsverkehr und wird voraussichtlich zu neuen Lösungen und Alternativen führen.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was ist der Hauptunterschied zwischen EC-Karte und Girocard?

    Die Girocard nutzt einen sicheren Mikrochip statt Magnetstreifen und ermöglicht durch Zahlungssysteme wie Maestro oder V-Pay internationale Zahlungen. Die EC-Karte war auf Deutschland beschränkt und weniger sicher.

    Q

    Wie funktioniert das Debit-Kartensystem bei der Girocard?

    Die Girocard ist direkt mit deinem Girokonto verknüpft und bucht Beträge unmittelbar ab. Im Gegensatz zur Kreditkarte wird kein Kredit gewährt, sondern nur verfügbares Guthaben verwendet.

    Q

    Welche Vorteile bietet Maestro gegenüber V-Pay?

    Maestro funktioniert weltweit und kann Magnetstreifendaten auslesen, während V-Pay auf Europa beschränkt ist. Dafür ist V-Pay durch die verpflichtende PIN-Eingabe bei jeder Transaktion sicherer.

    Q

    Kann ich meine Girocard ohne Maestro oder V-Pay im Ausland nutzen?

    Nein, einfache Girocards ohne Zahlungssystem wie Maestro oder V-Pay können nur innerhalb Deutschlands genutzt werden. Für internationale Zahlungen benötigst du eines dieser Zahlungssysteme.

    Q

    Was bedeutet die Abschaffung von Maestro ab 2023 für mich?

    Ab Juli 2023 werden abgelaufene Girocards mit Maestro nicht mehr ersetzt. Deine Karte ist dann nicht mehr im Ausland nutzbar, und deine Bank wird alternative Lösungen wie Debit-Mastercards oder Visa-Debitkarten anbieten.

    Q

    Wie erkenne ich welches Zahlungssystem meine Girocard hat?

    Das Zahlungssystem erkennst du am Logo auf deiner Karte: Maestro von Mastercard oder V-Pay von Visa erscheinen zusätzlich zum Girocard-Logo auf der Kartenvorderseite.

  • Außergewöhnliche Belastungen absetzen: Checkliste & Tipps

    Außergewöhnliche Belastungen absetzen: Checkliste & Tipps

    Themen in diesem Artikel:

    Welche Kreditkarte passt zu dir?

    Checkliste außergewöhnliche Belastungen

    Außergewöhnliche Belastungen bieten dir die Möglichkeit, besonders hohe Ausgaben steuerlich geltend zu machen und dadurch bares Geld zu sparen. Wenn du aufgrund einer Erkrankung, Behinderung oder anderer besonderer Umstände mehr Kosten trägst als Menschen mit vergleichbarem Einkommen, kannst du diese in deiner Steuererklärung angeben. Das Finanzamt berücksichtigt dann einen Teil dieser zusätzlichen Ausgaben und senkt deine Steuerlast entsprechend. In diesem Beitrag erfährst du kompakt, welche Kosten du absetzen kannst, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wie du mit einer Checkliste optimal für deine Steuererklärung vorbereitet bist.

    Was sind außergewöhnliche Belastungen?

    Außergewöhnliche Belastungen sind ein wichtiges Instrument aus dem Steuerrecht, das dir finanzielle Erleichterung verschaffen kann. Wenn du aufgrund besonderer Umstände mehr Ausgaben hast als eine Person mit vergleichbarem Einkommen, kannst du einen Teil dieser zusätzlichen Kosten beim Finanzamt einreichen. Das Prinzip dahinter ist einfach: Der Staat erkennt an, dass bestimmte Lebenssituationen zu unvermeidbaren Mehrkosten führen, die deine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mindern. Dadurch ergibt sich für dich die Chance, dass diese Ausgaben deine Steuerlast senken und du am Ende des Jahres weniger Steuern zahlen musst oder sogar eine Rückerstattung erhältst.

    Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

    Damit Kosten, die dir entstanden sind, auch als außergewöhnliche Belastung gelten, musst du sie selbst bezahlt haben. Das Finanzamt prüft genau, ob deine Ausgaben die notwendigen Eigenschaften aufweisen. Die Belastungen müssen außergewöhnlich sein, also über das normale Maß hinausgehen. Sie müssen zwangsläufig entstanden sein, du warst also dazu gezwungen, die anfallenden Kosten zu übernehmen. Außerdem müssen sie notwendig und angemessen sein.

    Gerade bei Krankheitskosten kann es hier schon einmal zu einem Streit mit dem Finanzamt kommen. Hebe deswegen im Zweifel auch immer Rezepte und Verordnungen auf, um deine Ausgaben nachweisen zu können. Bei einigen Kostenarten kann das Finanzamt zur Anerkennung auch ein amtsärztliches Attest verlangen. Die Fahrtkosten, die durch den Besuch eines Angehörigen in der Klinik anfallen, in welcher der:die Patient:in liegt, können beispielsweise nur ausnahmsweise als außergewöhnliche Belastungen geltend gemacht werden. Das geht nur dann, wenn die Ärzt:innen bestätigen, dass die Besuche die Heilung positiv beeinflussen oder sogar dafür notwendig sind.

    💡 Tipp

    Sammle alle Belege systematisch in einem Ordner und sortiere sie nach Kategorien (Arztkosten, Medikamente, Hilfsmittel). Erstelle eine Excel-Liste mit Datum, Art der Ausgabe und Betrag – so behältst du den Überblick und kannst bei der Steuererklärung schnell prüfen, ob sich das Überschreiten der Zumutbarkeitsgrenze lohnt.

    Allgemeine außergewöhnliche Belastungen

    Der Gesetzgeber kennt den Unterschied zwischen allgemeinen außergewöhnlichen Belastungen und besonderen außergewöhnlichen Belastungen. Allgemeine außergewöhnlichen Belastungen reduzieren die Steuer erst dann, wenn die Summe aller außergewöhnlichen Belastungen die Zumutbarkeitsgrenze überschreitet. Diese Grenze ist individuell und hängt von deinem Einkommen, deinem Familienstand und der Anzahl deiner Kinder ab. Nur der Betrag, der über dieser Grenze liegt, wirkt sich steuermindernd aus.

    📌 Gut zu wissen

    Die Zumutbarkeitsgrenze liegt zwischen 1% und 7% deiner Einkünfte. Bei einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro und einem Prozentsatz von 4% musst du beispielsweise erst Kosten über 1.200 Euro selbst tragen, bevor das Finanzamt diese anerkennt. Je höher dein Einkommen, desto höher ist auch die Zumutbarkeitsgrenze.

    Krankheitskosten

    Typische Beispiele für Krankheitskosten sind Hörgerät, Brille, Rollstuhl, Akupunktur, Kosten für Heilpraktiker, verordnete Massagen oder Zuzahlungen zu verschriebenen Medikamenten. Für Arznei-, Heil- und Hilfsmittel wird eine Verordnung durch Arzt oder Heilpraktiker benötigt, damit das Finanzamt die Kosten anerkennt.

    Es gibt hier aber auch Erleichterungen, die dir die Dokumentation vereinfachen. Chronisch Kranke, die über längere Zeiträume die gleichen Medikamente einnehmen müssen, brauchen deren Verordnung nur einmal vorzulegen. Hat ein Augenfacharzt die Notwendigkeit einer Brille festgestellt, genügt für spätere Anschaffungen einer Brille eine Bestimmung der Sehschärfe beim Optiker.

    Generell nicht absetzbar sind vorbeugende Maßnahmen. Ein typisches Beispiel hierfür ist die professionelle Zahnreinigung, auch wenn sie von Zahnärzt:innen empfohlen wird. Und auch wenn der Arzt eine strenge Diät verordnet hat, sind die Kosten für die Lebensmittel nicht steuermindernd, da Ernährung zu den allgemeinen Lebenshaltungskosten zählt.

    Alternativmedizin

    Hat ein Arzt oder Heilpraktiker eine Verordnung ausgestellt, dann sind die Kosten für alternative Heilmittel wie Bewegungstherapien oder Pflanzenheilkunde absetzbar. Die Verordnung ist hier der entscheidende Nachweis gegenüber dem Finanzamt.

    Kurkosten

    Auch bei einer medizinisch notwendigen Kur übernehmen die Krankenkassen nicht alle Aufwände, die entstehen. Die zusätzlichen Kosten, die dir entstanden sind, kannst du als außergewöhnliche Belastung einreichen. Dazu zählen Arztkosten, wenn du die selbst getragen hast, Kurmittelkosten, Unterbringungskosten sowie Fahrtkosten für An- und Rückreise. Wichtig ist, dass die medizinische Notwendigkeit der Kur nachgewiesen werden kann.

    💡 Tipp

    Lasse dir bei Kuraufenthalten immer eine detaillierte Kostenaufstellung geben und bewahre alle Einzelbelege auf. Dokumentiere auch die Fahrtkosten genau mit Kilometerangaben. Bei Bahnfahrten solltest du die Originalfahrkarten aufheben, bei Autofahrten ein Fahrtenbuch führen. So kannst du dem Finanzamt lückenlos alle Ausgaben nachweisen.

    Pflegekosten

    Pflegekosten können durch häusliche Pflege durch eine ambulante Pflegekraft, die Unterbringung in einem Pflegeheim oder in der Pflegestation einer Einrichtung entstehen. In diesem Zusammenhang ist aber wichtig, dass die Pflegekosten aufgrund einer Erkrankung entstanden sind. Die Pflegebedürftigkeit aufgrund des Alters zählt nicht als außergewöhnliche Belastung, da sie als normale Lebensumstand betrachtet wird.

    📌 Gut zu wissen

    Das Finanzamt unterscheidet streng zwischen krankheitsbedingter und altersbedingter Pflegebedürftigkeit. Liegt ein Pflegegrad vor, wird in der Regel von einer krankheitsbedingten Pflegebedürftigkeit ausgegangen. Ohne Pflegegrad musst du die Krankheitsbedingtheit durch ärztliche Atteste nachweisen können.

    Umbaukosten und Wiederbeschaffungskosten

    Muss eine Wohnung aufgrund einer Behinderung umgebaut werden, können die damit verbundenen Kosten steuerlich geltend gemacht werden, die eine Pflegeversicherung nicht erstattet hat. In erster Linie kommen hier etwa die haushaltsnahen Dienstleistungen in Betracht, die du separat absetzen kannst.

    Selbst am Kauf einer neuen Couch kannst du das Finanzamt beteiligen. Allerdings sind die Anschaffungskosten von Hausrat und Einrichtung nur dann eine außergewöhnliche Belastung, wenn es vorher ein unabwendbares Ereignis gegeben hat. Dazu zählen ein Brand, Orkan, Hagel oder Hochwasser, die zu einem Totalverlust oder erheblichen Beschädigungen geführt haben.

    Es müssen tatsächlich Aufwände entstanden sein und du musst nachweisen, dass du keine Ansprüche auf Regulierung des Schadens gegenüber Dritten hast. Denn eigentlich sollten diese Kosten durch Versicherungen abgedeckt sein. Das Finanzamt prüft genau, ob du alle Möglichkeiten zur Schadensregulierung ausgeschöpft hast.

    Praktische Tipps für deine Steuererklärung

    Die digitale Einreichung deiner Einkommenssteuererklärung wird durch moderne Steuerprogramme erheblich erleichtert. Programme wie WISO Steuer führen dich Schritt für Schritt durch alle relevanten Bereiche und stellen sicher, dass du keine wichtigen Angaben vergisst. Besonders hilfreich ist die automatische Berechnung deiner außergewöhnlichen Belastungen. Das Programm rechnet alle deine Ausgaben zusammen und zeigt dir bereits vor der Abgabe beim Finanzamt, wie viel Steuern du sparen kannst. So behältst du die Kontrolle über deine Steuererstattung und kannst gezielt prüfen, ob sich die Geltendmachung bestimmter Kosten für dich lohnt.

    💡 Tipp

    Nutze die Belegabruf-Funktion in Steuerprogrammen, um automatisch deine beim Finanzamt gespeicherten Daten zu importieren. Das spart Zeit und reduziert Fehler. Ergänze dann nur noch die außergewöhnlichen Belastungen, für die das Finanzamt keine automatischen Daten hat – so stellst du sicher, dass deine Erklärung vollständig ist.

    ❔ Häufig gestellte Fragen

    Q

    Was genau sind außergewöhnliche Belastungen?

    Außergewöhnliche Belastungen sind besondere Ausgaben, die dir aufgrund unvermeidbarer Umstände wie Krankheit oder Behinderung entstehen. Sie überschreiten das normale Maß und können deine Steuerlast senken, wenn sie die Zumutbarkeitsgrenze überschreiten.

    Q

    Welche Krankheitskosten kann ich steuerlich absetzen?

    Du kannst Kosten für Hörgeräte, Brillen, Rollstühle, Akupunktur, Heilpraktiker, verordnete Massagen und Medikamentenzuzahlungen absetzen. Wichtig ist eine ärztliche Verordnung als Nachweis für das Finanzamt.

    Q

    Was ist die Zumutbarkeitsgrenze bei außergewöhnlichen Belastungen?

    Die Zumutbarkeitsgrenze ist ein individueller Betrag zwischen 1% und 7% deiner Einkünfte, der von deinem Einkommen, Familienstand und Kinderzahl abhängt. Nur Kosten, die diese Grenze überschreiten, wirken sich steuermindernd aus.

    Q

    Kann ich Pflegekosten als außergewöhnliche Belastung geltend machen?

    Ja, Pflegekosten sind absetzbar, wenn sie krankheitsbedingt entstanden sind. Dazu zählen häusliche Pflege, Pflegeheimkosten und Pflegestationskosten. Mit einem Pflegegrad wird die Krankheitsbedingtheit in der Regel anerkannt.

    Q

    Welche Nachweise benötige ich für außergewöhnliche Belastungen?

    Du benötigst Rezepte, ärztliche Verordnungen, Rechnungen und Zahlungsbelege. Bei bestimmten Kosten wie wissenschaftlich nicht anerkannten Behandlungsmethoden kann das Finanzamt zusätzlich ein amtsärztliches Attest vor Behandlungsbeginn verlangen.

    Q

    Wie berechne ich meine individuelle Zumutbarkeitsgrenze?

    Die Zumutbarkeitsgrenze hängt von deinem Gesamtbetrag der Einkünfte, deinem Familienstand und der Anzahl deiner Kinder ab. Sie liegt zwischen 1% bei niedrigen Einkommen mit Kindern und 7% bei hohen Einkommen ohne Kinder. Steuerprogramme berechnen diese automatisch für dich.