Themen in diesem Artikel:
- Grundprinzip des antizyklischen Investierens: Erfahre, was antizyklisches Investieren bedeutet, warum du gegen die Marktstimmung handelst und welche Chancen sich aus der Diskrepanz zwischen Kurs und Unternehmenswert ergeben.
- Umsetzung bei Aktien: Lerne, wie du in unbeliebte Branchen investierst, unter und überbewertete Aktien erkennst und warum Marktstimmung und Sektortrends für diese Strategie so wichtig sind.
- Bedeutung der Dividendenrendite: Verstehe, wie die Dividendenrendite entsteht, was eine sehr hohe oder sehr niedrige Rendite signalisiert und warum sie nur zusammen mit weiteren Kennzahlen ein sinnvoller Indikator ist.
- John Templeton als Beispiel: Lies, wie John Templeton antizyklisch investiert hat, welche Grundsätze ihn erfolgreich gemacht haben und wie du seine Erfahrungen für deine eigene Strategie nutzen kannst.
- Häufige Fragen zum antizyklischen Investieren: Erhalte Antworten zu Kapitalbedarf, Anlagehorizont, wichtigen Kennzahlen, Umsetzung mit ETFs, typischen Fehlern und möglichen Ausstiegszeitpunkten.

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Antizyklisch Investieren: Einsteigen, wenn andere den Markt verlassen
Antizyklisches Investieren bedeutet, genau dann zu kaufen, wenn andere panisch verkaufen – und umgekehrt. Diese Strategie erfordert Mut, denn du bewegst dich bewusst gegen die vorherrschende Marktstimmung. Statt dich von Euphorie oder Panik anstecken zu lassen, suchst du nach Wertpapieren, deren Kurse nicht den realen Unternehmenswert widerspiegeln.
Die Herausforderung dabei: Du brauchst eine sehr gute Marktkenntnis und musst Rückschläge durchhalten können. Doch die Erfahrung zeigt, dass stark unterbewertete Papiere bei einer Trendwende häufig weit stärker im Wert steigen als andere Papiere der Branche.
Was bedeutet antizyklisches Investieren?
Beim antizyklischen Investieren – auf Englisch Contrarian Investing – kaufst oder verkaufst du Wertpapiere entgegen dem vorherrschenden Markttrend. Während viele andere Marktteilnehmer:innen sich von ihren Aktien, Fonds oder Anleihen trennen, greifst du zu. Und wenn zahlreiche andere begeistert kaufen, verkaufst du deine Investments.
Diese Strategie basiert auf einer zentralen Annahme: Die aktuelle Kursentwicklung spiegelt nicht den realen Wert des entsprechenden Unternehmens wider. Manchmal steigt ein Kurs aufgrund eines Hypes zu stark. Manchmal fällt er aufgrund panischer Anleger:innen stärker, als eigentlich angebracht wäre. Genau diese Diskrepanz zwischen Kurs und Wert macht sich die antizyklische Strategie zunutze.
📌 Gut zu wissen
Als antizyklische:r Investor:in hoffst du auf eine Kurswende. Es gibt jedoch keine Gewähr, dass die erwartete Kursentwicklung tatsächlich eintritt. Deshalb setzt diese Anlagestrategie grundsätzlich eine sehr gute Marktkenntnis voraus und du solltest bereit sein, zwischenzeitliche Verluste auszuhalten.
Wie funktioniert antizyklisches Investieren bei Aktien?
Als antizyklische:r Anleger:in suchst du nach Aktien, die über- oder unterbewertet sein könnten. Dabei interessierst du dich zunächst für Indizes oder Märkte, die aktuell generell fallen oder steigen. Besonders relevant sind Märkte, die von Anleger:innen und Analyst:innen generell negativ beziehungsweise – bei steigenden Kursen – positiv eingeschätzt werden.
Diese Märkte bieten dir die größte Chance, zu hoch oder tief bewertete Aktien zu finden. Wenn Wertpapiere einer Branche gerade begehrt sind – wie etwa Ende der 1990er im Onlinesektor – kaufen Anleger:innen sie häufig massenweise, ohne genauer hinzuschauen. Das führt dazu, dass manche Aktien weit höher bewertet werden, als eigentlich angebracht wäre.
Herrscht hingegen Ausverkaufsstimmung innerhalb eines Sektors, fallen oft auch die Kurse von Unternehmen, die eigentlich sehr gut dastehen. Um unter- oder überbewertete Aktien in solchen Märkten zu finden, hilft dir unter anderem eine hohe oder niedrige Dividendenrendite als Orientierungswert.
💡 Tipp
Konzentriere dich auf Branchen, die aktuell extrem unbeliebt sind, aber fundamentale Zukunftsperspektiven haben. Schaue dir dabei Unternehmen mit soliden Bilanzen und stabilen Geschäftsmodellen an, die nur aufgrund der schlechten Branchenstimmung abgestraft werden. Diese bieten oft die besten Chancen für antizyklische Investments.
Was sagt die Dividendenrendite aus?
Die Dividendenrendite drückt das Verhältnis zwischen Aktienkurs und ausgeschütteter Dividende aus. Sie beträgt zum Beispiel fünf Prozent, wenn eine Aktie 100 Euro kostet und die Dividende bei fünf Euro liegt. Je höher sie ist, desto größer der prozentuale Gewinn der Aktienkäufer:innen.
Wenn der Aktienkurs steigt und die Dividende gleich bleibt, sinkt die Dividendenrendite. Sinkt der Kurs, steigt sie dagegen – zum Beispiel auf zehn Prozent, falls die oben erwähnte 100-Euro-Aktie auf 50 Euro fällt.
Eine sehr hohe Dividendenrendite bedeutet also: Ein Unternehmen wird an der Börse möglicherweise zu schlecht bewertet. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich sein Kurs erholen und insbesondere bei einer Trendwende massiv steigen könnte.
📌 Gut zu wissen
Vor dem Aktienkauf aufgrund hoher Dividendenrendite solltest du dich genauer mit dem Konzern auseinandersetzen. Prüfe: Gibt es Warnzeichen wie Gewinnwarnungen? Hat das Unternehmen in den letzten Jahren die Dividende zuverlässig gezahlt und blieb diese konstant? Hat das Geschäftsmodell Zukunft? Eine hohe Dividendenrendite allein ist noch kein Kaufsignal!
Umgekehrt kann eine sehr niedrige Dividendenrendite bedeuten, dass das Unternehmen möglicherweise überbewertet ist, also sein Aktienkurs in Zukunft fallen könnte. Manche Unternehmen ziehen es allerdings vor, ihre Gewinne in Investitionen zu stecken, statt hohe Dividenden auszuzahlen – das mindert natürlich die Dividendenrendite ebenfalls.
Für dich als antizyklische:r Investor:in gilt demnach: Eine hohe Dividendenrendite kann zum Kauf der Aktie bewegen, eine niedrige zum Verkauf – vorausgesetzt, die weiteren Indikatoren stimmen.
John Templeton – der berühmte Contrarian
John Templeton, geboren 1912 im US-Bundesstaat Tennessee, war ein berühmter Philanthrop, Fondsmanager – und Contrarian. Als Mitbegründer des antizyklischen Investierens ließ er sich bei Anlageentscheidungen weder von Stimmungen noch von Spekulationen mitreißen.
Machte sich unter Investor:innen Euphorie breit, trennte er sich von seinen Wertpapieren. Umgekehrt nutzte er pessimistische Marktphasen, um schwache Aktien zuzukaufen. Bis zu seinem Tod im Jahr 2008 schnitt Templeton mit dieser auf dem Value-Ansatz basierenden antizyklischen Strategie über einen Zeitraum von 50 Jahren stets besser als der Aktienmarkt ab.
Sein Erbe lebt fort: Im Jahr 1954 gründete er den nach ihm benannten Templeton Growth Fund, der bis heute erfolgreich am Markt agiert.
💡 Tipp
Lass dich von John Templetons berühmtem Zitat inspirieren: „Der beste Zeitpunkt zum Investieren ist, wenn maximaler Pessimismus herrscht.“ Führe eine Liste mit qualitativ hochwertigen Unternehmen, die du im Falle eines Crashs oder einer Branchenkrise kaufen möchtest. So bist du vorbereitet, wenn die Panik um sich greift und kannst rational handeln statt emotional.
❔ Häufig gestellte Fragen
Wie viel Kapital brauche ich für antizyklisches Investieren?
Es gibt keinen Mindestbetrag, aber du solltest genug Kapital haben, um dein Investment zu diversifizieren und Durststrecken zu überstehen. Wichtiger als die Höhe ist, dass du nur Geld investierst, das du mittelfristig nicht benötigst, da antizyklische Strategien Zeit brauchen.
Wie lange muss ich bei antizyklischen Investments warten?
Die Wartezeit kann von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren reichen. John Templeton hielt seine Investments oft 5-10 Jahre. Du solltest einen Anlagehorizont von mindestens 3-5 Jahren einplanen und mental darauf vorbereitet sein, dass sich der Markt länger irrational verhalten kann als erwartet.
Welche Kennzahlen sollte ich neben der Dividendenrendite noch beachten?
Wichtige Kennzahlen sind das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), die Eigenkapitalquote, der Verschuldungsgrad und der Free Cash Flow. Analysiere auch qualitative Faktoren wie Wettbewerbsposition, Management-Qualität und Zukunftsperspektiven der Branche.
Kann ich antizyklisches Investieren auch mit ETFs umsetzen?
Ja, du kannst antizyklisch in Branchen- oder Länder-ETFs investieren, die aktuell unbeliebt sind. Das reduziert das Einzelaktienrisiko und ermöglicht dir trotzdem, von einer Markterholung zu profitieren. Achte auf niedrige Bewertungen des gesamten Index und solide Fundamentaldaten der enthaltenen Unternehmen.
Was ist der größte Fehler beim antizyklischen Investieren?
Der größte Fehler ist, zu früh einzusteigen oder auszusteigen. Viele Anleger:innen unterschätzen, wie lange Trends anhalten können. Ein weiterer häufiger Fehler ist, in fundamental schwache Unternehmen zu investieren, nur weil sie billig erscheinen – das sind oft Value-Fallen.
Wie erkenne ich den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg?
Verkaufssignale sind extreme Euphorie im Markt, sehr niedrige Dividendenrenditen, historisch hohe Bewertungskennzahlen und wenn alle Medien positiv über eine Aktie berichten. Setze dir vorab Kursziele und halte dich daran, statt auf den perfekten Ausstiegszeitpunkt zu warten.







